Forschungsprojekt
VA-PEPR: Wie Sprachassistenten unseren Alltag verändern
Chancen, Herausforderungen und Datenschutzfragen: Keine andere Technologie verbreitet sich so schnell wie Sprachassistenten. Mit dem interdisziplinären Projekt soll das Bewusstsein für die sozialen, gesellschaftlichen und ethischen Auswirkungen von Sprachassistenten geschärft und innovative Gestaltungslösungen vorgeschlagen werden, um v.a. die Privatsphäre der Anwender besser zu schützen.
VA-PEPR steht für «Voice Assistants – People, Experiences, Practices and Routines». Unter diesem Projektnamen wird untersucht, wie virtuelle Assistenten den Alltag verändern.
Sprachassistenten wie Alexa, Siri oder Google Home erfreuen sich in der Schweiz zunehmender Beliebtheit. In jedem fünften Schweizer Haushalt ist ein solches Gerät bereits im Einsatz – mit steigender Tendenz. Trotz dieser weiten Verbreitung gibt es jedoch nur wenige unabhängige Erhebungen zur Nutzung solcher Technologien – die meisten stammen von den Herstellern selbst und bleiben der Öffentlichkeit meist verschlossen. Genau hier setzt das Projekt VA-PEPR an. Es will genauer verstehen, wie diese Assistenten in der Schweiz genutzt werden und wie sie unser Zusammenleben verändern.
Dieses interdisziplinäre Forschungsprojekt konzentriert sich vorwiegend auf Nutzungsformen und die Auswirkungen der Sprachassistenten auf das Privatleben. Durchgeführt wurde es von der OST – Ostschweizer Fachhochschule, der Hochschule Luzern und der britischen Northumbria University.
Erwartungshaltung und Datenschutz
«Von Anfang an waren wir besonders an den individuellen Erfahrungen und den sozialen Implikationen in der Schweiz interessiert. So stellten wir Fragen wie: Was erwarten die Menschen von diesen Geräten? Wofür werden sie tatsächlich genutzt? Und wie stehen die Leute zur Datenschutzthematik?», erklärt Beat Tödtli vom Institut für Informations- und Prozessmanagement der OST. Ein Schwerpunkt seiner Forschung liegt dabei auf den «Schattenseiten» der neuen Technologie. «Die Geräte zeichnen teilweise auch sehr Privates auf und speichern die Daten auf den Servern der Hersteller», betont Tödtli. In diesem Zusammenhang schlägt er und sein Kollege Uwe Riss die Einführung eines «Privacy Data Intermediary» vor – eines Datenschutz-Datenvermittlers. Durch dessen Einsatz könnten die Daten in privaten Konten gespeichert werden, sodass jede Person selbst darüber entscheiden kann, welche Daten sie freigibt. «Der Schutz der Privatsphäre muss ein zentraler Punkt in zukünftigen Diskussionen über die Datenwirtschaft werden», ist Tödtli überzeugt. «Leider sind die Möglichkeiten von Privatpersonen, für ihren eigenen Datenschutz Verantwortung zu übernehmen, derzeit noch sehr limitiert.»
Finanziert wird das Projekt vom Sinergia-Programm des Schweizerischen Nationalfonds.
Studienaufbau
Innerhalb der Studie in in vier Phasen die folgenden Themen erforscht:
1. Phase - Ethnographische Studie
Anfang 2021 wurde eine Reihe ethnographischer Studien mit Personen durchgeführt, die in ihrer Wohnung Sprachassistenten nutzen. Es wurden 30 (Familien oder Gemeinschaftshaushalte) befragt, die bereits digitale Sprachassistenten verwendeten oder an einer Verwendung von solchen für diese Studie interessiert waren. Die Teilnehmer dokumentieren, wie sie mit diesen Geräten interagieren und wie die Geräte ihr Leben zu Hause beeinflussen. Die In-Home-Studie umfasst optional eine Analyse des Datenverkehrs.·
2. Phase - Relax-Concentrate-Create Haushaltsstudie Studierende
Studenten in einem Kurs über Ressourcenmanagement der HSLU erforschten und dokumentierten Möglichkeiten, Sprachassistenten einzusetzen, um den Kreativitätszyklus von Entspannung, Konzentration und Kreation effizienter zu gestalten. Sie fanden nicht nur neue Wege, Sprachassistenten kreativ zu nutzen, sondern erforschten auch Motivationen und Gründe, warum diese in der Praxis genutzt oder nicht genutzt werden. https://rcc.hslu.ch/
3. Phase - Spekulative Design Workshops
Interessierte Personen wurden zu einer Reihe von spekulativen Design Workshops und weiteren zusätzlichen In-Home Studien eingeladen. Darin haben sie ihre Beobachtungen und Erfahrungen mit Sprachassistenten vermitteltt. So wurden neue Möglichkeiten für Sprachassistenten im häuslichen Bereich geschaffen. Ziel ist es, Erwartungen zu formulieren, wie die Sprachassistenten gestaltet werden sollten, damit sie für Menschen im häuslichen Alltag nützlich sind, und was Sprachassistenten unter keinen Umständen tun dürfen.
4. Phase - Entwicklung von Richtlinien
Die Ergebnisse werden im Jahr 2024 in Richtlinien und Empfehlungen für die Entwicklung, Gestaltung und Nutzung von Sprachassistenten umgesetzt. Nicht zuletzt sollen sie eine Hilfestellung zu Fragen der rechtlichen Regulierung geben, insbesondere im Hinblick auf den Schutz der Privatsphäre der Nutzer
Link zur Projekthomepage: https://sites.hslu.ch/va-pepr/
Weitere Leuchtturmprojekte der OST
Laufzeit: 01.01.2020 - 31.12.2023
Projektfinanzierung:
Kooperation:
Projektteam:
Prof. Dr. Matthias Baldauf
IPM Institut für Informations- und ProzessmanagementStv. Institutsleiter, Professor für Wirtschaftsinformatik
+41 58 257 17 82matthias.baldauf@ost.ch
Dr. Beat Tödtli
IPM Institut für Informations- und ProzessmanagementDozent
+41 58 257 14 59beat.toedtli@ost.ch
Melanie Rickenmann
IPM Institut für Informations- und Prozessmanagementwissenschaftliche Mitarbeiterin
+41 58 257 15 62melanie.rickenmann@ost.ch