Wie kann der EU Data Act (Datenverordnung) die Beschaffung, Nutzung von Daten und Innovation durch Daten revolutionieren?
KI und Daten – zwei Seiten der gleichen Medaille
Seit das Unternehmen Open.AI im November 2022 den Chatbot ChatGPT auf dem Markt eingeführt hat, scheint das Interesse an Künstlicher Intelligenz (KI) zu explodieren. An der weitreichenden Bedeutung von KI als Allzwecktechnologie («General Purpose Technology» für den Wettbewerb, für Unternehmen und für Mitarbeitende / Individuen scheint keine Frage mehr zu bestehen. Seitdem beobachten wir regelrechte Wettrennen um die Vormachtstellung von Modellen (z.B. Text-zu-Video) und um den Kampf um Wettbewerbsvorteile, die durch KI entstehen können. Doch wie so oft ist der Transfer der Technologie in unternehmerische Werte für viele Organisationen herausfordernder als erhofft. Denn es gibt zahlreiche offene Fragen, die noch nicht abschliessend beantwortet werden können.
Zu solchen Fragen gehören etliche ethische und rechtliche Unsicherheiten im Umgang mit Daten oder mit dem Output (z.B. Generativer) KI. Darüber hinaus braucht das Training von KI unglaublich grosse Mengen an Daten. Je mehr und je besser die Trainingsdaten, desto zuverlässiger das Ergebnis. Geeignete und qualitativ hochwertige Daten können also einen Vorteil im Wettbewerb begründen. Doch wird es für Unternehmen zunehmend schwierig, geeignete Daten zu beschaffen und zu nutzen.
EU Data Act (Datenverordnung)
Die Europäische Union ist weltweit Vorreiter im Hinblick auf rechtliche Regelungen zu Gewinnung und Nutzung von Daten und KI. Der EU AI Act und der EU Data Act (Datenverordnung) betreten Neuland im Umgang mit Daten und KI. Denn bisher konnte die rechtliche Regulierung mit der rasanten technischen Entwicklung nicht Schritt halten. Es zeigt sich einmal mehr, dass zunehmend weniger die Technologie als vielmehr der Mensch einen beschränkenden Faktor darstellt.
Im Mittelpunkt des EU Data Acts steht die Förderung eines gemeinsamen Datenraums und die Regulierung des Zugangs und der Nutzung von Maschinendaten (z.B. Daten aus IoT-Anwendungen). Voraussichtlich ab Herbst 2025 sollen diese Regelungen für (grössere) Unternehmen gelten, die im EU Raum Geschäfte tätigen und ist somit auch für viele Schweizer Unternehmen von grosser Relevanz. So entstehen zahlreiche Chancen, die es zu nutzen gilt, aber auch Herausforderungen, mit denen Unternehmen konstruktiv umgehen sollten. Höchste Zeit, dass sich Unternehmen mit den zentralen Eckpunkten des Gesetzes vertraut machen. Worum geht es dabei?
Eckpunkte des EU Data Acts (Datenverordnung)
Ziel des Data Act: Der EU Data Act soll den Zugang zu Daten und fördern, indem er faire Wettbewerbsbedingungen für Unternehmen schafft, die Datennutzung erleichtert und sicherstellt, dass private und öffentliche Akteure Daten effizient teilen können. Das Ziel ist es, Maschinendaten, die ohnehin erhoben werden (z.B. IoT Daten) einem grösseren Nutzerkreis zugänglich zu machen. So sollen Innovationen einfacher ermöglicht werden, für welche diese Daten den Anstoss geben können
Betroffene Parteien: Der Data Act betrifft Unternehmen, öffentliche Einrichtungen, Gerätehersteller, Cloud-Dienstleister und Verbraucher. Es werden insbesondere Unternehmen reguliert, die datenproduzierende Produkte herstellen oder Datendienste bereitstellen.
Gültigkeitsbeginn: Der Data Act wurde im März 2022 vorgeschlagen und sollte nach Abschluss des Gesetzgebungsprozesses in Kraft treten. Der endgültige Zeitpunkt der Anwendbarkeit hängt vom Fortschritt des Gesetzgebungsverfahrens ab, es wird erwartet, dass die Regelungen ab Herbst 2025 in den Mitgliedstaaten gelten.
Datenzugangsrechte für Nutzer: Das Gesetz gibt Nutzern mehr Kontrolle über die von ihnen generierten Daten und das Recht, diese Daten an Dritte weiterzugeben, um die Interoperabilität zu fördern.
Verpflichtung für Unternehmen: Hersteller von datenproduzierenden Geräten müssen sicherstellen, dass die Nutzer Zugang zu den von den Geräten generierten Daten erhalten und diese Daten problemlos weiterverwenden können.
Vermeidung von Datenmonopolen: Der Data Act soll Datenmonopole abbauen, indem er Unternehmen verpflichtet, Zugang zu Daten zu gewähren, um Wettbewerbsverzerrungen zu vermeiden.
Datenaustausch zwischen Unternehmen: Der Data Act regelt die Beziehungen zwischen Unternehmen (B2B) beim Datenaustausch und schafft klare Regeln für den Zugriff und die Nutzung von Maschinendaten. Dabei geht es stets um das Verhältnis der drei Parteien (1) «Dateninhaber» (Hersteller, Verkäufer, Anbieter), (2) Nutzer; und (3) Dritte (z.B. Anbieter von Services), siehe Abbildung.
Datensicherheit und Schutz sensibler Daten: Der Data Act legt besonderen Wert auf den Schutz sensibler Daten und verpflichtet Unternehmen dazu, entsprechende Sicherheitsmaßnahmen zu ergreifen, um den Datenschutz zu gewährleisten.
FuE-Projekt «Data Act Pioneer»
Gemeinsam mit Kollegen und Kolleginnen der Hochschulen HTWG (Konstanz, D), ZHAW (Winterthur, CH) und FHV (Dornbirn, AT) engagiert sich das ISM-Institut der OST in dem interdisziplinären FuE-Projekt «Data Act Pioneer». Ziel des Projektes ist es zu erforschen, welche Chancen und Herausforderungen mit dem EU Data Act für Unternehmen entstehen können und welche Handlungsoptionen zur Verfügung stehen. Das durch Interreg geförderte Projekt hat eine Laufzeit von 2024 bis 2027.
Möchten Sie mehr zum Thema «Chancen und Risiken des EU Data Acts für Unternehmen» wissen?
Online Workshops «Herausforderungen und Chancen rund um den EU Data Act verstehen
Literatur:
European Commission (2024a). European data strategy. Making the EU a role model for a society empowered by data. commission.europa.eu/strategy-and-policy/priorities-2019-2024/europe-fit-digital-age/european-data-strategy_en.
European Commission (2024b). Data Act. Shaping Europe’s digital future. digital-strategy.ec.europa.eu/en/policies/data-act.
Strittmatter, M.; Meyer, J.; Meierhofer, J.; Vogt, H.; Kugler, P.; Dobler, M. (2025). The EU Data Act: Opportunities and research perspectives for data-driven companies. In: West, S.; Meierhofer, J.; Buecheler, T.; Wally, G. (Eds.). Smart Services Summit - Smart services supporting the value co-creation in industrial contexts. Springer Nature, forthcoming.
Die im Text genannten Eckpunkte des EU Data Acts wurden im Dialog mit ChatGPT 4o generiert.