Datenbewertung: Wie geht das?
Daten sind für viele Unternehmen eine Schlüsselressource und können einen wesentlichen Teil des Unternehmenswertes ausmachen. Für die Datenbewertung gibt es noch keine allgemein akzeptierten Standards, jedoch existieren unterschiedliche Verfahren, die je nach Ausgangssituation und Anwendungsfall zum Einsatz kommen können. In der Fachliteratur lassen sich sowohl finanzielle als auch nicht-finanzielle Bewertungsverfahren abgrenzen.
Bei der qualitätsorientierten Datenbewertung werden die wichtigsten Einflussfaktoren untersucht, die den Wert der Daten erhöhen oder verringern können. Dies umfasst Aspekte wie Exklusivität, Vollständigkeit oder Sicherheit. Das kostenorientierte Vorgehen stellt die einfachste Variante der monetären Bewertung dar. Dieser Ansatz wird in der betriebswirtschaftlichen Praxis relativ häufig verwendet und kann unterschiedliche Kostentypen berücksichtigen (z. B. Herstellungskosten für Datengewinnung oder Wiederherstellungskosten für den Fall des Datenverlustes). Die Bestimmung der Herstellungskosten stellt die Grundlage für eine etwaige Aktivierung der Daten als immaterielle Vermögenwerte in der Bilanz dar. Das marktpreisorientierte Verfahren kommt zur Anwendung, wenn durch die Interaktion von Angebot und Nachfrage ein Preis ermittelt werden kann. Die Bewertungsmethode setzt allerdings die Existenz eines aktiven Marktes für den Handel mit Daten voraus. Diese Datenmarktplätze befinden sich noch in der Aufbauphase. Beim nutzenorientierten Verfahren wird der wirtschaftliche Nutzen bestimmt, der durch die Verwendung von Daten generiert wird. Hierfür braucht es in der Regel einen konkreten Anwendungsfall (Use Case). Für die monetäre Bewertung werden in der Regel Grössen wie Cashflow, Residualwert oder Mehrgewinn herangezogen.
Daten sind in der heutigen Zeit ein wichtiger Faktor für den Erfolg von Unternehmen. Die systematische wirtschaftliche Bewertung sowie das gezielte Management von Daten stellen für Unternehmen allerdings Neuland dar.
Angewandtes Forschungsprojekt «Datenbilanz für KMU»
Artikel «Die Rolle von Daten bei der Unternehmensbewertung» in der Fachzeitschrift EXPERT FOCUS
Prof. Dr. Rigo Tietz
ISM Institut für Strategie und Marketing
+41 58 257 13 78
rigo.tietz@ost.ch
Rigo Tietz ist Professor für Strategisches Management am Institut für Strategie und Marketing und Leiter des Kompetenzzentrums Strategie und Management. Seine Forschungsinteressen liegen in den Bereichen Geschäftsmodelle, Geschäftsmodellinnovationen und Wettbewerbsstrategie. Zuvor war er als Projektgeschäftsführer einer Gründungsinitative in Dresden, Vorstandsmitglied einer überregionalen Marketingagentur in Stuttgart sowie Gründer und Inhaber des eigenen Start-up-Unternehmens in Karlsruhe tätig.
Literatur
Fleckenstein, M., Obaidi, A., & Tryfona, N. (2023). A Review of Data Valuation Approaches and Building and Scoring a Data Valuation Model. Harvard Data Science Review, 5(1).
Krotova, A., Rusche, C., & Spiekermann, M. (2019). Die ökonomische Bewertung von Daten: Verfahren, Beispiele und Anwendungen (Report No. 129). IW-Analysen. Laney, D.B. (2017). Infonomics: How to Monetize, Manage, and Measure Information as an Asset for Competitive Advantage (1st ed.). Routledge.
Laney, D.B. (2017). Infonomics: How to Monetize, Manage, and Measure Information as an Asset for Competitive Advantage (1st ed.). Routledge.
Zechmann, A. (2018). Nutzungsbasierte Datenbewertung: Entwicklung und Anwendung eines Konzepts zur finanziellen Bewertung von Datenvermögenswerten auf Basis des AHP (Dissertation Nr. 4743) [Doktorarbeit, Universität St.Gallen].