IFA Institut für Architektur

Forschung in der Architektur muss nahe am eigentlichen architektonischen Metier und Handwerk sein. Sie muss Erkenntnisse liefern, wie wir eine lebenswerte Umwelt planen und bauen. Und sie soll einen Diskurs über «gutes Bauen» an der Schnittstelle zwischen gesellschaftlichen Herausforderungen, technologischen Möglichkeiten und ökonomischen Fragestellungen anstossen und fördern.

In seiner interdisziplinär angelegten Forschung will das Institut für Architektur deshalb architektonisches Wissen zwischen Moderne und Tradition aufarbeiten, erhalten und für eine zukünftige Lehre und Architekturpraxis nutzbar machen.

Forschungsschwerpunkte



Raum und Wahrnehmung – Instrumente einer interdisziplinären Raumgestaltung
Die Qualität wie auch die spezifische Funktionalität von Räumen werden aus dem stimmigen Zusammenspiel einer Vielzahl von Merkmalen wie Dimension, Proportion, Material, Farbe, Licht, Geräusch, Geruch etc. wahrgenommen und wirken sich direkt auf das Wohlbefinden der einzelnen Menschen und unser gesellschaftliches Zusammenleben aus. Gerade bei Räumen mit erhöhten Funktionalitätsanforderungen (z. B. für vulnerable Gruppen, erhöhte Sicherheitserwartungen, spezifische Nutzungen etc.) sind bewusste Gestaltungs- und Planungsprozesse zur bewussten Kombination aller Raummerkmale selten. Das IFA erforscht und entwickelt diese engeren und weiteren Raummerkmale interdisziplinär, insbesondere den spezifischen Einsatz von Licht im Innen- und Aussenraum und das Potential textiler Strukturen und integraler Raumakustik. Langfristig soll ein «Handbuch für eine interdisziplinäre Raumgestaltung» entstehen, ergänzt durch ein Werkstoffarchiv von oberflächenrelevanten Baumaterialien, das u. a. das Alterungsverhalten der Materialien beobachtet und sich mit den relevanten nationalen und internationalen Materialarchiven vernetzen kann.

Ein entscheidendes Instrument zur Untersuchung und Vermittlung von Raumwahrnehmung und Basis jeder Raumgestaltung ist die Raumdarstellung. Das IFA baut eine Digitalwerkstatt auf, in der relevante digitale Werkszeuge entwickelt und erprobt werden. Dabei werden dreidimensionale Modelle nicht nur intelligent mit zahlreichen Informationen verknüpft (BIM), sondern die Digitalisierung als Chance verstanden, materielle, technische und gesellschaftliche Bedingungen in ihrer Auswirkung auf den architektonischen Raum unmittelbar und direkt in allen Massstäben überprüfen zu können.

Baukultur Ostschweiz – ein architektonisches Wissensarchiv
Um implizites architektonisches Wissen von Gegenwart und Vergangenheit aufzuarbeiten, zu erhalten und für die Architekturpraxis fruchtbar zu machen, richtet das IFA ein Wissensarchiv zur Ostschweizer Baukultur ein. Hierbei wird die Bausubstanz der Ostschweiz und deren stadtbauliche und architektonische Entwicklungsprozesse vor dem Hintergrund der jeweils gültigen gesellschaftlichen Bedingungen analysiert, auf ihre architektonische und sozialräumliche Qualität hin untersucht und daraus gute Praxen künftiger räumlicher Prozesse abgeleitet. Das architektonisches Wissensarchiv wird in den Dimensionen Architekturgestalt, -typologie, -theorie, -geschichte und Sozialraumforschung bearbeitet. Es beinhaltet u. a. das interdisziplinäre Forschungsprojekt «Modernes Wohnen und Arbeiten in der Ostschweiz – die Entstehung und Entwicklung von Wohnungstypen, Wohngebieten, Siedlungen und Quartieren im Zusammenhang mit den Arbeitsstätten der industriellen Gesellschaft 1850 – 1980 sowie den Atlas Ostschweiz». 

 

Atlas Ostschweiz

Der Atlas Ostschweiz ist eine öffentlich zugängliche, visuelle Sammlung von Stadt- und Gebäudeanalysen zur Architektur und Bebauungsstruktur der Ostschweiz. Die Analysen machen räumliche, geschichtliche und morphologische Zusammenhänge sichtbar und zeigen, wie sich die Gestalt der Landschaft, des Siedlungsraumes und der gebauten Architektur im Lauf der Zeit verändert hat.
Seit 2017 werden im Modul «Analyse – Strategie und Referenz» durch Studierende kontinuierlich die Inhalte erarbeitet. Diese sind seit 2022 online auf der Website atlasostschweiz.ch einsehbar.

Kontakt: Chiara Friedl chiara.friedl@ost.ch

 

Wohnen und Arbeiten im Wandel

Das Forschungsprojekt «Wohnen und Arbeiten in der Ostschweiz 1850-1970» widmet sich der Untersuchung des arbeitsnahen Wohnungs- und Siedlungsbaus, der sich im Zug der Industrialisierung und der Einrichtung arbeitsintensiver Produktionsbetriebe in der Ostschweiz herausgebildet hat. In vielen der ländlich geprägten Gemeinden konstituierten die baulichen und infrastrukturellen Massnahmen wichtige strukturelle Voraussetzungen, die sich massgebend auf deren städtebaulichen Entwicklungen ausgewirkt haben. 
In Kooperation mit ausgewählten Ostschweizer Industrieunternehmen und der Unterstützung durch die Denkmalpflegebehörden werden Pilotanalysen durchgeführt, um die Entstehung und Veränderung von Wohntypologien, Wohnpraktiken, Siedlungs- und Stadtstrukturen im Zusammenhang mit Wandel der Arbeitswelt nachzuvollziehen. 

 

Bauausstellung OST

2023–2026

Die «Bauausstellung OST Campus Rapperswil» ist eine Ausstellung, die die Kompetenzen des Departements ABLR sowie weiterer Institute der Ost im Bereich der nachhaltigen Gestaltung, Planung und Entwicklung unseres Lebensraums aktivieren, versammeln und für ein breites Fach- und Laienpublikum sichtbar machen will.

Die Ausstellung nutzt das wertvolle Potential des Campus Rapperswil als Beispiel für einen vorbildlichen und zeitgemässen Umgang mit bestehender Bausubstanz aus den 1970er Jahren und stellt Lösungsansätze für zentrale Planungs- und Bauaufgaben der nächsten Generation vor.

Unter den Prämissen Nachhaltigkeit, Verdichtung, Weiterbauen und Umgang mit bestehender Bausubstanz haben sich Studierende im Vorfeld mit dem Potential des Campus Rapperswil beschäftigt und Ideenskizzen für eine mögliche Bauausstellung OST erarbeitet. Im August 2023 wurden in der «Preview Bauausstellung OST» Teile der gedachten Interventionen digital der Öffentlichkeit präsentiert.

Kontakt: Anna Jessen anna.jessen@ost.ch

 

Aerial spatial revolution. The conquest of the air and its impact on the city, architecture and territory from the origins of aviation to present time

SNF Sinergia, 2024–2027

Luftbasierte Technologien wie Flugzeug, Drohne und Satellit prägen heutzutage massgeblich die Darstellungs-, Planungs-, Überwachungs- und Steuerungsformen von Raum. Mit dem interdisziplinären Forschungsprojekt werden Geschichte und Tragweite jener Raumrevolution sowie die materiellen und ideellen Auswirkungen auf Stadt, Architektur und Territorium seit dem Aufkommen der motorisierten Luftfahrt zu Beginn des 20. Jahrhunderts umfassend untersucht. 

Das Forschungsprojekt Aerial spatial revolution bringt Nachwuchsforschende sowie Expertinnen und Experten aus den Bereichen Städtebau, Architektur, Ästhetik, visuelle Medientheorie und politische Philosophie zusammen. Es bildet ein Forschungsnetzwerk zwischen der SUPSI Mendrisio, der Universität Freiburg und der OST Ostschweizer Fachhochschule und wird von einem Partnergremium internationaler Expertinnen und Experten begleitet. 

Das Projekt gliedert sich entlang von drei thematischen Achsen: «Aerovision» (Emmanuel Alloa, UNIFR) untersucht die erkenntnistheoretische und phänomenologische Bedeutung der Luftperspektive, sei sie menschlicher oder künstlicher Art. «Aeroplanning» (Katrin Albrecht, OST) befasst sich mit deren weitreichenden Folgen für Architektur, Planung und Landschaft vorwiegend während der Pionierzeit der neuen Flug- und Aufnahmetechniken. «Aeropolitics» (Matteo Vegetti, SUPSI) widmet sich den räumlich-politischen Auswirkungen der Kontrolle über den Luftraum bis hin zu den Einflüssen von Satelliten- und Drohnenbildern.

Kontakt: Katrin Albrecht, katrin.albrecht1@ost.ch