Vierte Klimakonferenz: Umgang mit Hitzebelastung in Gemeinden

Dienstag, 26. September 2023
Campus Rapperswil-Jona, Aula

Zunehmende Hitzetage und Trockenheit prägen vermehrt unseren Alltag, dies hat immer mehr Auswirkungen auf die Gesundheit der Bevölkerung. Wie Gemeinden den künftigen Hitzebelastungen im Siedlungsgebiet entgegenwirken können, ist Thema der 4. Klimakonferenz. Der Fokus der Konferenz liegt insbesondere auf den Auswirkungen von Hitze auf die Gesundheit und den Chancen der Verankerung des Themas in den Planungsinstrumenten.

Die 4. Klimakonferenz wird organisiert vom Klimacluster der OST in Kooperation mit dem Amt für Wasser und Energie des Kanton St.Gallen.

Die Teilnahme ist kostenfrei.

Key-Messages

Die Präsentationen zum Download finden Sie hier (in Reihenfolge der Referate):

Alexander Biber – Klimakarte Kanton St.Gallen

  • Die Hitzebelastung im Siedlungsraum wird zunehmen; planerische Massnahmen sind deshalb unumgänglich.
  • Mit den Klimaanalyse- und Planhinweiskarten können die Gemeinden die Situation im Siedlungsgebiet beurteilen und ihre bauliche Innenentwicklungsstrategie mit einer Freiraumstrategie gezielt ergänzen.

Karin Faisst – Gesundheitliche Auswirkungen durch Klimawandelfolgen

  • Die Auswirkungen des Klimawandels auf die Gesundheit zählen zu den grössten Herausforderungen im Gesundheitsbereich im 21. Jahrhundert.
  • Die Verantwortlichen für die Gestaltung von Lebensräumen sind wichtige Mitglieder des Rettungsteams.
  • Es braucht Präventionsmassnahmen und all diese Massnahmen zum Klimaschutz sind Massnahmen zum Gesundheitsschutz.

Igor Bosshard – Klimaanpassung ganzheitlich denken – Gebäudetechnik im Zusammenspiel mit dem Aussenraum

  • Der Aussenraum hat grossen Einfluss auf die Gebäudetechnik und umgekehrt. Es braucht eine Sensibilisierung über die Disziplinengrenzen hinweg.
  • Es ist wichtig, sich schon heute Gedanken zu machen, wie die Gebäude in Zukunft gekühlt werden und welche Auswirkungen dies auf die Energieversorgung und den Aussenraum hat.
  • Anergie-Netze («kalte» Fernwärme) können eine Lösung sein, um die Sommerwärme in den Winter zu bringen und Gebäude sowohl mit Wärme als auch mit Klimakälte zu versorgen. Der aktuelle Trend geht jedoch in Richtung Fernwärme, oft ohne Konzepte für die zukünftige Gebäudekühlung.
     

Tobias Baur – Blau-grüne Infrastruktur als Schlüssel für attraktive Freiräume

  • Die Stadt der Zukunft ist blau und grün
  • Gesund und glücklich durch blau-grüne Infrastrukturen
  • Klimaangepasst und wertvolle Freiräume stehen nicht im Widerspruch

Andreas Schneider und Philipp Krass – Innenentwicklung und Klimawandel – Fokus Planungswerkzeuge

  • «Klimaanpassungs-Massnahmen sind momentan in aller Munde. Wem es aber mit NettoNull 2050 (oder früher) wirklich ernst ist, muss gleichzeitig auch Klimaschutz-Massnahmen angehen!»
  • «Informelle Instrumente und Konzepte helfen (räumlich und Inhaltlich) eine Übersicht zu gewinnen, Synergien aufzuzeigen und das Thema Klimaanpassung zu positionieren!»
  • «Selbst ohne aufwendiges Konzept kann man gleich loslegen: Weniger Versiegeln – mehr Bäume, Grün und Schatten – Wasser mitdenken!»
  • «Auch die formellen Planungsinstrumente sind grundsätzlich entwickelt, der politische Wille sie auch einzusetzen ist nun entscheidend!»

Nicolas Perrez – Wie sich die Stadt Winterthur gegen die zunehmende Hitze wappnet

  • Winterthur ist wie andere Grosstädte in der Schweiz übermässig stark von der zunehmenden Hitze infolge Klimaveränderung betroffen.
  • Im Rahmenplan Stadtklima zeigt Winterthur auf, wo der Handlungsbedarf am grössten ist und wie der zunehmenden Hitze begegnet werden soll. Es braucht u.a. mehr Grün und Bäume, ein Regenwassermanagement nach Schwammstadt-Prinzipien, die Sicherung der Kaltluftversorgung und einen klimagerechten Städtebau.
  • Die Klimakrise fordert einen radikalen Paradigmawechsel für die Gestaltung der Städte: Wir müssen die städtischen Freiräume konsequent vom Grün her denken und versiegelte Flächen auf das absolute Minimum reduzieren.

Programm

Moderation: Corinna Semling, ikik – Institut für Kommunikation und Interkulturelle Kompetenz, OST

12.00 Uhr

Türöffnung, Stehlunch (auf Anmeldung)

13.10 Uhr               
 

Konferenzeröffnung
Michael Eugster, Leiter Amt für Wasser und Energie, Kanton St.Gallen
Alex Simeon, Mitglied Hochschulleitung OST

 

Klimakarten St. Gallen
Alexander Biber, Amt für Raumentwicklung und Geoinformation, Kanton St.Gallen

 

Folgen des Klimawandels für die Gesundheit
Karin Faisst, Amt für Gesundheitsvorsorge, Kanton St.Gallen

14.20 Uhr

Pause

14.50 Uhr

 

Grünraumgerechtigkeit – soziale Aspekte im Zeichen des Klimawandels 
Melanie Diem, Präsidentin Zwischennutzung Areal Bach, Mitglied Projektgruppe Grünes Gallustal

 

Klimaanpassung ganzheitlich denken – Gebäudetechnik im Zusammenspiel mit dem Aussenraum 
Igor Bosshard, Teamleiter Energieeffiziente Gebäude, SPF Institut für Solartechnik, OST

 

Blau-grüne Infrastruktur als Schlüssel für attraktive Freiräume
Tobias Baur, Professor für Landschaftsgestaltung, ILF Institut für Landschaft und Freiraum, OST

15.50 Uhr

Pause

16.10 Uhr 
 

Innenentwicklung und Klimawandel – Fokus Planungswerkzeuge
Andreas Schneider und Philipp Krass, IRAP Institut für Raumentwicklung, OST

 

 

Wie sich die Stadt Winterthur gegen die zunehmende Hitze wappnet
Nicolas Perrez, Projektleiter Raumentwicklung, Amt für Städtebau Winterthur

Hitzeminderung im öffentlichen Stadtraum
Jan Stadelmann, Landschaftsarchitekt, Partner S2L Landschaftsarchitektur 

 

Zusammenfassung Ergebnisse des Tages und Abschluss

17.30 Uhr

Abschluss, Apéro

 

 

Referierende (in der Reihenfolge der Referate)

Alexander Biber

Dipl. Natw. ETH / Raumplaner ETH/NDS Alexander Biber ist seit über 30 Jahren in kantonalen Raumplanungsfachstellen tätig. Er hat sich zunächst im Kanton Thurgau mit unterschiedlichen Tätigkeitsbereichen befasst wie Bauen ausserhalb der Bauzonen, Nutzungsplanungen von Gemeinden, Agglomerationsprogramme, kantonale Richtpläne usw. Seit 2017  arbeitet er im AREG St.Gallen in der Abteilung kantonale Planung für die Fachbereiche Siedlung und Landschaft des kantonalen Richtplans und sowie in weiteren Aufgaben.

Karin Faisst

Karin Faisst ist Fachärztin für Public Health mit einem Master in angewandter Ethik. Seit 2015 ist sie die Präventivmedizinerin des Kantons St.Gallen und leitet das Amt für Gesundheitsvorsorge im Gesundheitsdepartement des Kantons St.Gallen. Sie arbeitet seit mehr als 20 Jahren im Bereich Public Health und beschäftigt sich unter anderem mit gesundheitsförderlichen Lebenswelten und der Wirkung von Umweltfaktoren auf die Gesundheit. Aktuell entwickelt das Amt für Gesundheitsvorsorge einen kantonalen Hitzeplan. 

Melanie Diem

Melanie Diem ist Mitglied der Projektgruppe Grünes Gallustal und Präsidentin der Zwischennutzung Areal Bach (St. Gallen), welche mit dem Anerkennungspreis Biodiversität der schweizerischen Bindingstiftung ausgezeichnet wurde. Sie setzt sich als Stadtparlamentarierin für starke sozial- und Quartierräume ein und leitet das Quartiernetzwerk Forum Heiligkreuzquartier in St. Gallen. Beruflich arbeitet Sie als Leiterin Nachhaltigkeit in einem Integrationsunternehmen im Kanton Thurgau mit Schwerpunkt soziale Nachhaltigkeit. 

Igor Bosshard

Igor Bosshard ist Teamleiter für energieeffiziente Gebäude am Institut für Solartechnik an der OST. Er befasst sich mit allen Themen, die das Gebäude als Gesamtsystem betrachten. Seine Projekte reichen von der Analyse des Nutzerverhaltens über die Gebäude- und Energiesystemsimulation bis hin zur praktischen Umsetzung innovativer Heiz- und Kühlkonzepte. Er setzt sich dafür ein, dass Technologien und Konzepte ganzheitlich betrachtet werden, um ein möglichst zukunftsfähiges und nachhaltiges Lebensumfeld für den Menschen zu ermöglichen.

Tobias Baur

Prof. Tobias Baur setzt sich in seiner Arbeit für blau-grüne, lebenswerte und ökologisch hochwertige Städte mit strukturreichen und erlebbaren Landschaften ein. Er unterrichtet Landschaftsgestaltung mit den Schwerpunkten Schwammstadt und Flussrevitalisierung an der OST und berät Büros und Gemeinden bei Projekten innerhalb und ausserhalb des Siedlungsraums. Vor dem Hintergrund der Innenverdichtung und dem Klimawandel stehen vermehrt die blau-grüne Infrastruktur, multifunktionale Raumkonzepte und neue Strategien im Umgang mit der Regenwasserbewirtschaftung und Hitzereduktion im Fokus seiner Arbeit.

Andreas Schneider

Prof. Andreas Schneider lehrt Planungsprozesse und -instrumente im Studiengang Stadt-, Verkehrs- und Raumplanung. Am IRAP Institut für Raumentwicklung forscht er zu den Themen Innenentwicklung, Klimawandel, Planungsmethoden, -prozesse und -instrumente. Zu seinen Publikationen gehört nebst dem Lehrbuch «kommunale Raumplanung» der «IRAP-Kompass Innenentwicklung», die Methodenanleitung «Innenentwicklungs-Strategie (für kleine und mittlere Gemeinden)» sowie der soeben erschienene Leitfaden «ko-evolutive Innenentwicklungs-Prozesse».
Im Masterstudium sind unter seiner Anleitung zudem verschiedene praxisrelevante Arbeiten zum Themenkreis Klimakrise und Richt- / Nutzungsplanung entstanden. 

Philipp Krass

Prof. Philipp Krass lehrt Städtebau und GIS im Studiengang Stadt-, Verkehrs- und Raumplanung. Am IRAP Institut für Raumentwicklung forscht er zu den Themen Städtebau und Klimaanpassung. Mit seinem Planungsbüro berchtoldkrass hat er zahlreiche Stadtentwicklungs- und Klimaanpassungspläne für Städte in der Schweiz und Deutschland mitverantwortet.
Das Klimaanpassungskonzept für Freiburg im Breisgau wurde mehrfach ausgezeichnet, zuletzt mit einer Anerkennung beim Sonderpreis («Klimaanpassung gestalten») des Deutschen Städtebaupreises.

Nicolas Perrez

Dipl. Umweltnatw. ETH, Raumplaner NDS ETH
Nicolas Perrez ist Projektverantwortlicher für den Rahmenplan Stadtklima, das städtebauliche Klimaanpassungskonzept der Stadt Winterthur. Er wirkt seit zwanzig Jahren als Raumplaner in der öffentlichen Verwaltung, von 2003 bis 2010 als Siedlungsplaner im Amt für Raumentwicklung und Geoinformation des Kantons St.Gallen und seit 2010 als Projektleiter Raumentwicklung im Amt für Städtebau Winterthur. Vor seiner raumplanerischen Tätigkeit war er Umweltbeauftragter der Stadt Sursee. Die schnell voranschreitende Klimakrise sieht er als die grösste Herausforderung der heutigen Stadtplanung.

Jan Stadelmann

Jan Stadelmann ist Gründungspartner von S2L Landschaftsarchitektur und Co-Präsident des Bundes Schweizer Landschaftsarchitekt:innen BSLA. Er studierte Landschaftsarchitektur an der Hochschule für Technik Rapperswil (B.Sc.) sowie Urbanistik an der Technischen Universität München (M.Sc.), wo er 2015 mit Auszeichnung graduierte. Nach mehrjähriger Mitarbeit in verschiedenen Landschaftsarchitekturbüros in der Schweiz gründete er 2016 zusammen mit Daia Stutz das Büro S2L. Nebst diversen Publikationen ist er seit 2016 regelmässig als Fachexperte in Jurys, Berater, Referent und Gastkritiker tätig.

Moderation

Corinna Semling

Dipl.-Psychologin (univ.) / MAS Integrative Organisationsberatung 
Prof. Corinna Semling ist seit mehr als 20 Jahren in der Organisationsentwicklung und im Change Management tätig. Nach verschiedenen beruflichen Stationen in der Anwendungsforschung und Beratung u.a. für die Energiewirtschaft und in der Sicherheitsbranche, trat sie 2022 ihre Stelle als Professorin am Institut für Kommunikation und Interkulturelle Kompetenz der OST an. Ihre Arbeitsschwerpunkte sind die Gestaltung von Veränderungsprozessen im Kontext der betrieblichen Nachhaltigkeit sowie die Resilienz in Teams und in der Führungskommunikation.