Forschungsprojekt
Situationen mit erhöhtem Gewaltrisiko in Pflegeheimen: eine explorative Mixed Methods Studie (GRIP)
Ziel des Projekts ist es, Situationen mit erhöhtem Gewaltrisiko in Pflegeheimen zu verstehen und deren Dynamik zu beschreiben. In einem Mixed Methods Design werden zunächst Interviews mit Pflegenden, An- und Zugehörigen und Expert*innen geführt. Darauf aufbauend wird ein Survey für Pflegende in Pflegeheimen entwickelt um Beschreibungen zu validieren und zu quantifizieren. Anschliessend wird ein Gesamtmodell erstellt.
Hintergrund: Gewalt ist in Pflegeheimen ein oft tabuisiertes, aber dennoch häufig vorkommendes Phänomen. Es umfasst Gewalt zwischen Pflegenden und Bewohnenden sowie Gewalt unter Bewohnenden. Gewalt führt zu schwerwiegenden gesundheitlichen und sozialen Problemen. Diese können die Lebensqualität der Akteur*innen langfristig reduzieren. In Pflegeheimen kumulieren Risikofaktoren, die das Auftreten von Gewaltereignissen fördern, beispielsweise besonders vulnerable Populationen, hohe Arbeitsbelastung sowie geringe Sensibilisierung und Kompetenz bezüglich des Themas. Über das Entstehen von Situationen mit erhöhtem Gewaltrisiko und deren Dynamik ist bisher wenig bekannt. Grund dafür ist, dass Gewalt im Pflegeheim bisher getrennt in Bezug auf unterschiedliche Täter-Opfer-Konstellationen betrachtet wurde. Ein umfassender Gewaltbegriff, der Verflechtungen zwischen Akteur*innen und deren Handlungen berücksichtigt, kam bisher nicht zur Anwendung.
Unser Forschungsvorhaben zielt darauf ab, das Wahrnehmen und Erkennen von Situationen mit erhöhtem Gewaltrisiko in Pflegeheimen zu beschreiben und deren Merkmale bzw. Dynamik darzustellen. Hierfür untersuchen wir, welche Situationen die Akteur*innen in einen Zusammenhang mit Gewalt bringen, wie sie Gewalt erleben und wie sie in Gewaltsituationen handeln. Wir nutzen einen umfassenden Gewaltbegriff und legen Gemeinsamkeiten, Unterschiede und Zusammenhänge zwischen unterschiedlichen Täter-Opfer-Konstellationen dar. Zudem beschreiben wir Bedarfe und Erfordernisse für Präventionsmassnahmen, insbesondere für Schulungen zum Thema Gewalt in Pflegeheimen aus Sicht der Studienteilnehmenden.
Methodik: In einem explorativen, sequentiellen Mixed Methods Design führen wir zunächst eine qualitativ-deskriptive Studie durch. Deren Ergebnisse nutzen wir für die nachfolgende quantitative Untersuchung. In der qualitativen Studie führen wir Einzelinterviews mit Pflegenden, An- und Zugehörigen sowie Expert*innen von Interessenvereinigungen durch. Fokusgruppen mit Pflegenden nutzen wir für konkrete Fallanalysen. Die Daten analysieren wir thematisch nach Braun und Clarke. Basierend auf diesen Erkenntnissen entwickeln und testen wir einen Fragebogen. Dieser dient in einer Querschnittstudie dazu, die Entstehung von Situationen mit erhöhtem Gewaltrisiko und die Handlungen der Pflegenden quantifizierend zu beschreiben. Teilnehmen können Pflegende, die in einem Pflegeheim in der deutschsprachigen Schweiz arbeiten. Den Plan zur statistischen Analyse entwickeln wir gemeinsam mit dem Fragebogen. Am Ende der Studie interpretieren wir die qualitativen und quantitativen Ergebnisse gemeinsam.
Laufzeit: 01.01.2023 - 31.12.2025
Projektfinanzierung:
Stiftung Pflegewissenschaft, Netzwerk Aggressionsmanagement im Gesundheits- und Sozialwesen
Kooperation:
Netzwerk Aggressionsmanagement im Gesundheits- und Sozialwesen
Projektteam:
Prof. Dr. Heidi Zeller, RN, MNS
IPW Institut für Angewandte PflegewissenschaftProfessorin
+41 58 257 15 03heidi.zeller@ost.ch
Dr. phil. Laura Adlbrecht
IPW Institut für Angewandte PflegewissenschaftCo-Leitung Kompetenzzentrum Demenz
+41 58 257 14 73laura.adlbrecht@ost.ch
Nicole Helfenberger
IPW Institut für Angewandte Pflegewissenschaft
+41 58 257 13 29nicole.helfenberger@ost.ch
Anita Schwarz
IPW Institut für Angewandte PflegewissenschaftWissenschaftliche Mitarbeiterin
+41 58 257 36 45anita.schwarz@ost.ch