Forschungsprojekt
Kühle Räume in der Stadt
Im Rahmen eines Pilotprojekts werden öffentlich zugängliche Räume gesucht, die Obdachlosen und anderen vulnerablen Gruppen in der Stadt Basel Schutz vor Sommerhitze bieten können.
Hitzewellen stellen eine wachsende Gesundheitsgefahr für vulnerable Personengruppen dar. Dazu gehören ältere Menschen, chronisch Kranke, Schwangere und Kleinkinder. Auch gibt es eine Abhängigkeit vom sozioökonomischen Status einer Person. Armutsbetroffene, unter anderem obdachlose Personen sind einem grösseren Risiko ausgesetzt. Der Kanton Basel-Stadt ist stark von den Folgen der Klimaerwärmung betroffen. Klimaanalysen des Kantons für das Jahr 2030 zeigen, dass insbesondere in der Stadt Basel in Zukunft verstärkt Hitzewellen sowie lange Trockenperioden auftreten werden.
Die Auswirkungen von Hitze auf den menschlichen Körper sind gut untersucht und die Gefahren von Hitzewellen für die Gesundheit mehrfach belegt. Massnahmen des Bundes zur gesundheitlichen Prävention zielen auf eine Kühlung des Körpers ab, bspw. durch hohe Flüssigkeitsaufnahme sowie den Aufenthalt in kühlen Räumen. Für vulnerable Personengruppen, die auf Hilfe im Alltag angewiesen sind, sowie Menschen, die sich im Freien aufhalten müssen, oder deren Wohnungen keinen ausreichenden Schutz bieten, stellt die Umsetzung dieser Empfehlungen jedoch eine Herausforderung dar. Kühle Räume sind oft nicht unmittelbar verfügbar oder kostenfrei zugänglich.
Daher haben der Verein Schwarzer Peter und das IRAP Institut für Raumentwicklung von der OST – Ostschweizer Fachhochschule ein praxisbezogenes Forschungsprojekt gestartet. Im Rahmen dieses Pilotprojekts werden in der Stadt Basel öffentlich zugängliche Räume gesucht, die Obdachlosen und anderen vulnerablen Bevölkerungsgruppen zum Schutz vor Sommerhitze bereitgestellt werden können. Das Projekt zielt darauf ab, bereits bestehende «kühle Räume» in öffentlichen Einrichtungen im Kanton Basel-Stadt zu identifizieren und im Rahmen eines Aktionsplans als Sofortmassnahme, diese Räume für die betroffenen Personengruppen zugänglich zu machen.
Das Projekt adressiert mehrere Fragen:
- Wie häufig werden Hitzewellen der Gefahrenstufe 03 in Basel künftig auftreten?
- Welche Personengruppen benötigen den Zugang zu Sofortmassnahme-Räumen?
- Wie viele Personen müssen während Hitzewellen untergebracht werden?
- Welche Kapazitäten bieten bestehende öffentliche Einrichtungen?
- Welche Anforderungen und möglichen Konflikte bestehen bei der (zusätzlichen) Nutzung dieser Räume?
- Sind zusätzliche Massnahmen oder Betreuungen notwendig?
Das Forschungsprojekt zielt auf eine Implementierung ab. Im Forschungsteil werden Grundlagen für einen Aktionsplan erarbeitet, einschliesslich der Ermittlung geeigneter Räume und der Bedürfnisse betroffener Personen. Der Verein für Gassenarbeit Schwarzer Peter, der über umfangreiches Wissen über die lokalen Gegebenheiten verfügt, spielt eine zentrale Rolle bei der Identifikation der Zielgruppen und deren spezifischen Anforderungen.
Ziel des Projekts ist die Erstellung einer Angebotskarte von Sofortmassnahme-Räumen im Kanton Basel-Stadt sowie die Erstellung eines Massnahmen- und Vorgehensplans (Aktionsplan) zur Inbetriebnahme eines kleinen ersten Angebots an Sofortmassnahme-Räumen ab Sommer 2025. In der Implementierungsphase soll der Aktionsplan gemeinsam mit lokalen Akteuren umgesetzt werden. Dabei sollen kühle Räume in beispielsweise Quartierszentren, Bibliotheken, Museen, Theatern und anderen öffentlichen Einrichtungen bereitgestellt werden. Die Ergebnisse des Forschungsprojekts werden in einem Leitfaden zusammengefasst und anderen Schweizer Städten zur Verfügung gestellt. So können auch andere Städte ähnliche Massnahmen ergreifen und ihre Bevölkerung besser vor Hitze schützen. Das Projekt trägt somit nicht nur zur unmittelbaren Verbesserung der Lebensqualität in Basel bei, sondern hat das Potenzial, landesweit positive Auswirkungen zu erzielen.
Pressespiegel zum Projekt
21.06.2024 - bz Zeitung für die Region Basel - Wohin, wenn es heiss wird? - Artikel als Pdf
05.06.2024 - SRF Regionaljournal BS - Schutz vor Sommerhitze – Pilotprojekt für Obdachlose in Basel
Laufzeit: 01.06.2024 - 31.12.2024
Projektfinanzierung:
- Bundesamt für Wohnungswesen
- Christoph-Merian Stiftung
- Gesundheitsdepartement Kanton Basel-Stadt
- GGG Basel
- IWB Industrielle Werke Basel
Kooperation:
- Verein für Gassenarbeit Schwarzer Peter, Basel
Projektteam (intern)
Prof. Dr. Tanja Herdt
IRAP Institut für RaumentwicklungProfessorin, IRAP, Profilleiterin MSE ReLa
+41 58 257 48 93tanja.herdt@ost.ch