Laut dem Bundesamt für Statistik werden in der Schweiz im Jahr 2050 insgesamt 2,7 Millionen Personen über 65 Jahre alt sein. Wer für die Menschen im Alter sorgt, scheint unklar, denn der Personalmangel im Gesundheitswesen ist schon heute spürbar. Jonas Frei, Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Entwicklung Mechatronischer Systeme, ist überzeugt: «Wenn es Rollatoren gäbe, die den Bewohnerinnen und Bewohnern den Weg zeigen, könnten sie einen Teil ihrer Selbständigkeit zurückgewinnen und damit das Pflegepersonal entlasten.»
«Im Projekt wurden verschiedene Ansprüche an einen funktionierenden Prototyp isoliert und iterativ gelöst, bis wir sie zusammenführen konnten – das heisst, wir gingen immer vom Einfachen ins Schwierige, vom Kleinen ins Grosse.» Vor allem den «Human Centered Approach» sowie das «Rapid Prototyping» war für Jonas interessant: Dank einer schnellen Produktentwicklung, z.B. mit dem 3D-Drucker, konnten Teile bei Bedarf im Handumdrehen den Bedürfnissen der User angepasst, verbessert und neu produziert werden. Das ermöglichte schnelle Entwicklungsschritte und Entscheidungen.
Zukünftig können die User ihr Ziel per Sprachsteuerung oder Touchscreen ins Tablet, das auf dem Rollator befestigt wird, eingeben. Für den Prototyp wurde das Ziel bereits zuvor eingegeben. Die Umgebung wurde mithilfe von Sensoren erfasst und daraus eine Karte erstellt, die Route war schnell berechnet. Beim Test im Haus Viva in Altstätten folgte dann ein Schlüsselmoment: Für ältere Personen war die Kommunikation schwierig, ihre Aufmerksamkeit galt den Schritten und dem Weg, nicht aber dem zusätzlichen Bildschirm auf dem Rollator. «Fokussieren sich die Anwenderinnen und Anwender zu sehr auf das Tablet auf dem Rollator, erhöht sich die Sturzgefahr. Das wäre kontraproduktiv», war sich das Team schnell einig. In einem Nachfolgeprojekt soll nun eine kraftgeführte Regelung geprüft werden, das wäre dann ähnlich wie eine Spurhalteassistenz bei Fahrzeugen.
«Von der Komponentenauswahl über die Konstruktion, Fertigung, Regelungstechnik und Software-Programmierung bis hin zur Montage und Inbetriebnahme waren alle Skills aus dem Studium erforderlich – also Mechanik, Elektrotechnik und Informatik» stellt Jonas fest. «Systemtechnikerinnen und Systemtechniker wissen, wie Einzelteile entwickelt und zu einem funktionierenden System zusammengeführt werden.»
Ein Projekt vom OST-Institut für Entwicklung Mechatronischer Systeme am Campus Buchs in Zusammenarbeit mit der FH Graubünden und dem Haus Viva in Altstätten.