«Junge sind für Unternehmen zentral»

KEMARO erhielt Anfang Juni den Swiss Logistics Award. Ein Praxisprojekt des innovativen Thurgauer Unternehmens war bereits im Vorjahr für den WTT YOUNG LEADER AWARD vornominiert. Der studentische Projektleiter Silvan Spescha wurde danach kurzerhand eingestellt. Im Interview erklärt er, weshalb es dazu kam und was er mit Award-Referent Jo Dietrich teilt. 

28.06.2022

Silvan Spescha, wir gratulieren der KEMARO zum Logistics Award! Warst Du involviert?
Silvan Spescha: Der Award ist ein Teamerfolg für die bisherige Arbeit und die Schweizer Ingenieurskunst, die bei KEMARO geleistet wurde. Den Swiss Logistics Award erhielten wir für unseren autonomen Trockenreinigungsroboter K900. Ich war nicht direkt involviert, aber wir freuten uns hier natürlich alle.

2021 warst Du als OST-Student mit Deinem Praxisprojekt für den WTT YOUNG LEADER AWARD vornominiert. Was war Deine Rolle?
Silvan Spescha: Als studentischer Projektleiter führte ich ein internationales Team aus fünf Leuten. Das war eine coole Challenge. Ich legte Wert darauf, dass alle im Team ihre Meinung äussern konnten – kulturelle Hürden hin oder her. Zudem koordinierte ich alle Aufgaben und kümmerte mich um die Einhaltung unserer Termine. Dabei stand ich in engem Austausch mit unserem Coach und war Scharnier zur Auftraggeberin KEMARO. So entstand bereits ein gutes Verhältnis. 

Erkläre kurz Euer Projekt!
Silvan Spescha: KEMARO brachte 2016 den ersten Reinigungsroboter für den industriellen Einsatz auf den Markt. Einzelne Kunden fragten nach einem kleineren und günstigeren Modell. KEMARO wollte deshalb von uns wissen, ob sich dessen Produktion lohnt. Mit vielen Informationen aus unserer Forschung untermauert empfahlen wir eine Strategie für das weitere Vorgehen. Gleichzeitig lieferten wir viele Ideen, wie der bestehende Roboter weiterentwickelt werden könnte. Mit diesem läuft es sehr gut, das sehe ich nun von Innen heraus. 

Genau, KEMARO stellte Dich ein. Wie kam es dazu?
Silvan Spescha: Via Linkedin blieb ich in Kontakt mit dem kundenseitigen Projektleiter, Martin Gadient, und fragte nach, was unsere Empfehlungen gebracht hätten. Wir unterhielten uns auch über meine Zukunftspläne. So ergab sich das Eine aus dem Andern: Plötzlich stand ein Praktikum zur Diskussion. Das dauert jetzt noch bis August. Inzwischen habe ich von KEMARO ein Angebot für eine Festanstellung. Die möchte ich neben meinem Masterstudium antreten. 

Was machst Du im Praktikum?
Silvan Spescha: Meine Hauptaufgabe im Business Development ist, eine ERP-Lösung für unsere Lagerverwaltung und Produktion zu finden. Dafür warfen sie mich ein bisschen ins kalte Wasser. Gleichzeitig halte ich der Geschäftsleitung den Rücken frei und bin hier oft Erstkontakt für Kunden aus der ganzen Welt. Inzwischen helfe ich bei einer zweiten Finanzierungsrunde und gehe dafür aktiv auf mögliche Investoren zu. Zudem befasse ich mich mit Anträgen für die Innovationsförderung. Ich bin in viele Projekte involviert und kann mein Wissen aus dem Studium einsetzen. Der Austausch mit den Gründern und dem Team bringt mich enorm weiter. 

Wie kann eine Handvoll Studierende einem so innovativen Unternehmen wie KEMARO Mehrwert bringen?
Silvan Spescha: Indem wir Ressourcen für strategische Projekte zur Verfügung stellen. Dafür fehlt manchmal schlicht die Zeit, wenn es gut läuft. Zudem bringen wir neue Perspektiven und Ideen ein. Während unserem Praxisprojekt sagten wir KEMARO, dass wir eine Nachfrage sehen für individuelle Konfigurationen des Roboters für spezifische Anwendungen. Mit solchen Zusatzoptionen ist KEMARO jetzt sehr stark. Da konnten wir vielleicht etwas mitanstossen.

Was brachten Dir die Praxisprojekte?
Silvan Spescha: Zusammen mit dem Auslandsemester sind sie das Beste am Bachelorstudium. Studierende lernen viel dazu in einem echten Anwendungsfall aus der Geschäftswelt: die Herangehensweise, die Kommunikation mit dem Kunden, die Vorbereitungen im Team – all dies ist sehr hilfreich für die persönliche Entwicklung. 

Könntest Du Dir vorstellen, selbst mal einem Studierendenteam eine Fragestellung zu übergeben?
Silvan Spescha: Absolut! Heute ist es immens wichtig, dass man Jungen zuhört. Sie können viele interessante Inputs leisten. Für Unternehmen ist das zentral. Die Jungen wollen auch etwas bewegen. Das lohnt sich. 

Du tönst wie der diesjährige Award-Referent Jo Dietrich mit seinen Ausführungen zur Generation Z.
Silvan Spescha: Ich folge ihm schon länger über die Sozialen Medien. Ich teile seine Werte völlig. Cool, dass die WTT Wissenstransferstelle ihn als Award-Referent holt. Ich bin gespannt und will dabei sein – mal schauen, ob online oder offline! 

Silvan Spescha, ehemaliger Student der OST