Rückblick New Work Forum 2018: Arbeitsplatz der Zukunft – Perspektive Mensch, 10. Januar 2018

New Work fängt bei den Menschen an

Egal wie der Arbeitsplatz der Zukunft aussehen mag, der Mensch bleibt im Zentrum – so die Haupterkenntnis des 1. St.Galler New Work Forums. 250 Teilnehmende diskutierten am 10. Januar über die Auswirkungen von Digitalisierung und Flexibilisierung auf unser Arbeitsleben und erhielten Inspirationen für „ihre“ Arbeit der Zukunft.

Programm des New Work Forums 2018

Wie sehr das Thema „Arbeitsplatz der Zukunft – Perspektive Mensch“ interessiert, zeigte sich daran, dass an der „Weltpremiere“, so die Bezeichnung von Moderatorin Sonja Hasler, bereits rund 250 Personen teilnahmen, um das Thema „New Work“ zu diskutieren und sich dabei von Keynote-Referenten inspirieren zu lassen. Am 1. St.Galler New Work Forum am 10. Januar 2018 in den OLMA Hallen in St.Gallen ging es sowohl um die Digitalisierung und deren Auswirkungen, als auch um die Gestaltung der Arbeitsräume sowie die neuen Anforderungen der Mitarbeitenden an ihre Berufsbeschäftigung. Diese Themen wurde in über 30 Workshops, drei Keynote-Referaten und einer Podiumsdiskussion mit den Teilnehmenden diskutiert. Das Forum wird jährlich von der Fachhochschule St.Gallen (FHS) und der OLMA Genossenschaft in Kooperation organisiert.

Schöne neue Arbeitswelt
In vielen Referaten und Workshops wurde zum Teil niederschwellig und oftmals explizit thematisiert, wie sehr die neuen Arbeitsformen mit Stress für die Mitarbeitenden verbunden ist. Hinzu kommt die Unsicherheit über die Zukunft. Markus Stelzmann, der sich selber als Regisseur bei TELE Haase in Wien bezeichnet, betonte, dass neue Unternehmensformen mit Stress verbunden seien: Die Mitarbeitenden müssten mehr Entscheide selber fällen und die Führungskräfte würden versuchen am Status Quo und damit dem eigenen Status festzuhalten –mehrere Experten am Forum betonten, dass die Hierarchie ein Auslaufmodell sei. Dennoch klappt diese Umstellung nicht immer für die Mitarbeitenden zufriedenstellend. Denn wie Sebastian Wörwag, Rektor der FHS St.Gallen und Alexandra Cloots vom HR-Panel New Work der FHS St.Gallen in ihrer am Forum präsentierten Studie feststellten: 60% der Mitarbeitenden sind unzufrieden mit dem Umgang mit Veränderung in ihrem Unternehmen.

Entsprechend ist New Work ein Thema, bei dem insbesondere die Führungskräfte gefordert sind, fasste Sebastian Wörwag die Erkenntnisse des Tages zusammen. «Sie müssen lernen ihre Mitarbeitenden neu zu führen und ihnen Sicherheit zu vermitteln, selbst wenn sie selber auch von den Entwicklungen verunsichert sind.» Barbara Liebermeister vom Institut für Führungskultur im digitalen Zeitalter betonte, dass Führungskräfte (und Mitarbeitende) sowohl eine neue mentale Stärke benötigen als auch ein digitales Verständnis, um die eigene Glaubwürdigkeit zu stärken. «Führungskräfte und Mitarbeitende müssen standfest sein wie ein Baum, der trotzdem flexibel genug ist, um mit dem Wind mitgehen zu können», fasste Moderatorin Sonja Hasler weitere Diskussionen und Statements zusammen.

Menschen innovieren, Routine übernehmen Roboter
In der Präsentation ihrer Studie betonten Alexandra Cloots und Sebastian Wörwag, dass Menschen etwas Sinnvolles tun möchten. Angesichts der Möglichkeit die Routinearbeit zu automatisieren, werden Menschen neu vor allem für die Innovation eingesetzt. Innovation komme aus der Zusammenarbeit von verschiedenen Menschen über ihre Funktion hinaus, meinte Benedikt Hackl vom Forschungsinstitut HR|Impulsgeber und der Dualen Hochschule Baden-Württemberg. Wenn Fachexperten sich aber zu Führungskräften befördern lassen, um ein anderes Lohnniveau zu geniessen, werde ihr Wissen nicht mehr zur Entwicklung eingesetzt. Er rief deswegen dazu auf, dass herausragende Fachleute und Führungskräfte ein gleiches Lohnniveau erreichen.

“Um fit zu sein für die Zukunft, gilt es nicht nur neue Bürokonzepte umzusetzen, sondern beim Menschen – sowohl bei der Führung als auch bei den Mitarbeitenden – anzufangen”, sagte Sebastian Wörwag. Christian Geiger, CDO der Stadt St.Gallen, schätzte, dass vielleicht 20% von New Work mit Technik zu tun habe, der Rest aber mit der Veränderung der Arbeitskultur. Ergänzend hielt Hackl fest, dass eine Veränderung des Arbeitsraumes zwar für die Rekrutierung wichtig sein könne, der neue Raum aber nur im Zusammenhang mit anderen Aspekten wie der Mitarbeitendenbeteiligung inklusive demokratischen Strukturen zur „New Work“ führe. Alte Arbeitsweisen müssen verlernt werden oder ein neues Bewusstsein für das, was wichtig ist, erlernt werden.

Zum Abschluss stellte Sebastian Wörwag die Frage in den Raum, ob die Bezeichnung „New Work“ tatsächlich die Richtige sei oder ob nicht allenfalls „Smart Work“ zutreffender wäre. Vielleicht gehe es darum das Gute zu erkennen und gegebenenfalls klug weiter zu entwickeln. Wobei, wie Bundesrat Schneider-Ammann bereits in seiner Grussbotschaft betont hatte: «Der Mensch bleibt auch in Zukunft im Mittelpunkt.»

Grussbotschaft von Bundesrat Johann Schneider Ammann

Video-Rückblick

Jahresthema 2018

Das Jahresthema 2018 «Arbeitsplatz der Zukunft – Perspektive Mensch» ist aktuell und relevant. Phänomene wie Digitalisierung, Flexibilisierung, multilokale Netzwerke, Agilität, GenY und GenZ erhöhen die Anforderungen an die Transformationsfähigkeit von Organisationen und erfordern neue Ansätze der Führungsformen, Bürokonzepte und Arbeitsmodelle. Daher steht im Fokus des 1. St.Galler New Work Forums die Betrachtung, über welche Kompetenzen Individuen aber auch Organisationen verfügen sollten, um den Arbeitsplatz der Zukunft gestalten und „leben“ zu können.

Mechanismen, wie der demographische Wandel, Digitalisierung und ein damit einhergehender Wertewandel, verändern die Organisationsumwelten und damit auch die Arbeitswelt sowie das Verständnis an Arbeit. Wenn Arbeit so verstanden wird, dass sie Menschen Energie gibt, sie stärkt und auf eine höhere Ebene hebt (Bergmann 2004), so stellen sich die Fragen,

  1. wie verändert sich die Arbeit der einzelnen Person und welche Chancen ergeben sich für diese
  2. mit welchen Kompetenzen können Mitarbeitende diesen begegnen;
  3. welche Rahmenbedingungen, Strukturen, Kompetenzen und Modelle müssen Organisationen künftig entwickeln, um den Arbeitsplatz der Zukunft produktiv, motivierend und gesund zu gestalten.

Wir wollen diese Fragen mit Ihnen anhand aktueller Erkenntnisse aus Praxis und Forschung diskutieren, „good practice“ anschauen und neue Lösungsansätze entwickeln. Machen Sie mit und bringen Sie sich mit einem konkreten Forschungsergebnis oder einem aktuellen und spannenden Praxisbeitrag zum Tagungsthema ein. Hierbei lässt sich das Thema in mögliche Subthemen aufteilen, zu denen Sie einen Tagungsbeitrag leisten können:

Was bringt der Arbeitsplatz der Zukunft – Chancen und Risiken?

Die Anforderungen an Organisationsstrukturen verändern sich insbesondere durch die fortschreitende Digitalisierung, Flexibilisierung und die vermehrte internationale Tätigkeit. Unabhängig der Organisationsgrösse rücken folgende Entwicklungen in den Vordergrund: dezentrale Strukturen, Netzwerkstrukturen als Teil der agilen Organisation. Folgende Fragen können dabei interessieren.

  • Wie wird sich der Arbeitsplatz der Zukunft auf die workability auswirken – insbesondere mit Blick auf Motivation, Identifikation, Produktivität und/oder Gesundheit?
  • Welche Denkmuster gilt es in Organisationen und beim Einzelnen zu durchbrechen, um eine agile Organisationen gestalten zu können?
  • Welche Kompetenzen werden auf Individuums- und Organisationsebene benötigt, um die Ansprüche einer agilen Organisation gerecht zu werden?

Wie sieht der Arbeitsplatz der Zukunft aus?

Die Bedeutung an Flexibilität löst das Bild des traditionellen Arbeitsplatzes ab. Vermehrt treten unterschiedliche Formen wie Grossraumbüro, Desk-Sharing, Clean-Desk-Policy oder Co-Working-Spaces in Organisationen auf.  Dies erfordert sowohl bei Führungskräften als auch bei Mitarbeitenden einen Kulturumbruch hinsichtlich des Verständnisses „des eigenen Arbeitsplatzes“.

  • Welche Trends und Gestaltprinzipien prägen den Arbeitsplatz der Zukunft?
  • Welche Kompetenzen braucht es seitens der Mitarbeitenden die neuen Formen des Arbeitsplatzes anzunehmen?
  • Wie können Organisationen Rahmenbedingungen schaffen, dass die neuen Formen angenommen werden?
  • Wie können Arbeitsplätze der Zukunft gestaltet werden?

Wie gestaltet sich die Führung(-skultur) am Arbeitsplatz der Zukunft?

Digitalisierung, Flexibilisierung der Arbeitsmodelle, Verkürzung der Halbwertzeit des Wissens u.a. erfordern von Mitarbeitenden Kompetenzen, die entweder neu abgeleitet oder anders aufgebaut werden sollten als dies bisher der Fall war. Führungsgremien und -kräfte sowie Mitarbeitende treffen aber mit dem heutigen Wissen und Kompetenzen Entscheidungen zum Arbeitsplatz der Zukunft. Daher stehen Führungskräfte vermehrt vor Herausforderungen:

  • Wie können Mitarbeitende zukunftsorientiert entwickelt werden?
  • Wie können Führungskräfte agile Zusammenarbeit fördern bzw. einfordern? Wie kann eine zukunftsfähige Führungskultur gestaltet werden?
  • Was sind die Anforderungen an Führungspersonen, wenn Mitarbeitende immer mehr in Eigenregie und -verantwortung arbeiten?
  • Wie kann die Führungsrolle neu interpretiert werden, damit Arbeitsplätze der Zukunft auch Realität werden?