Region der kurzen Wege: Lebensqualität innerhalb von 15 Minuten

Medienmitteilung vom 29. Mai 2024

Der 11. Tag der Region, einer jährlichen gemeinsamen Veranstaltung des Regionalmanagement Obersee-Linth und der OST — Ostschweizer Fachhochschule —widmete sich am 27.05.2024 der «Region der kurzen Wege». Rund 80 Teilnehmerinnen und Teilnehmer, vorwiegend aus der Region rund um den oberen Zürichsee, nahmen teil und diskutierten wie Wege innerhalb einer Gemeinde und Region kurzgehalten werden können und ob eine Entwicklung in eine 15 Min-Region möglich wäre.

Alexander Scheidegger und Theodora Papamichail sind überzeugt, dass die Nachfrage nach kleineren Wohnungen steigen wird
Antje Junghans begrüsst die Gäste
Die Referentinnen und Referenten tauschen sich in der Podiumsdiskussion aus

Im ersten Vortrag zeigten Marc Stoffel, Mitgründer von 42Hacks, und Gunnar Heipp, Professor und Leiter des IRAP Institut für Raumentwicklung der OST, Daten zur Mobilität insbesondere im Raum Obersee-Linth. Mit der Nutzung von öffentlich anonymisierten Daten konnten sie eindrücklich darstellen, wie sich die Wohn- und Arbeitsbevölkerung auf konkreten Strassen oder Quartieren im Durchschnitt bewegt. Der heute aktuell hohe Anteil des motorisierten Individualverkehrs (MIV) müsse nicht dauerhaft so bleiben. Die Analyse der Mobilitätsdaten der Wege sowie der Zielorte zeige, dass aufgrund der guten ÖV-Erreichbarkeit der meisten Orte in der Region ein grosser Hebel zur Senkung des MIVs bestehe, insbesondere für Wege zur Arbeit, aber auch in der Freizeit. Gleichzeitig ist festzustellen, dass die Städte Rapperswil-Jona und Pfäffikon SZ aufgrund ihrer Lagegunst viel Ein- und viele Auspendler haben, die weite Wege zurücklegen und nicht am Ort wohnen und arbeiten.

Theodora Papamichail, Projektleiterin bei Planteam S AG, und Alexander Scheidegger, Projektleiter am IMS Institut für Modellbildung und Simulation der OST, beleuchteten in ihrem Vortrag, welche Faktoren die Wohnmobilität in einer Gemeinde insbesondere in der zweiten Lebenshälfte beeinflussen. Sie plädierten für eine aktive Auseinandersetzung mit dem Wohnraum, denn der demographische Wandel führe zwingend zu einer Anpassung des Wohnraumangebotes: Die Nachfrage nach kleineren Wohnungen werde steigen. Nur interdisziplinäre Ansätze und das direkte Gespräch mit betroffenen Personen könne helfen, heutigen Einwohnerinnen und Einwohner dauerhaft attraktive Wohnangebote in der eigenen Gemeinde zu bieten.

Was steht hinter dem 15 Min-Ansatz und wie sieht eine entsprechende räumliche Entwicklung aus? Dieser Frage widmete sich Tanja Herdt, Professorin für Städtebau am IRAP. Anhand konkreter Beispiele und wissenschaftlicher Untersuchungen zeigte sie die Zusammenhänge zwischen baulicher Dichte sowie der Nutzungs- und der Einwohnerdichte auf. Daraus leitete sie ab, dass die gewünschte Abstimmung von Siedlung und Mobilität ausschliesslich bei einer hohen Nutzung und einer Durchmischung von Arbeiten und Wohnen ermöglicht werde. Identität mit einem Ort entstehe insbesondere durch die Begegnung. Die voranschreitende Innentwicklung, der demographische Wandel und die notwendige Sanierung von bestimmten Siedlungstypologien könnten dazu genutzt werden, raumplanerisch lenkend zu wirken.

Freiräume im Alltag sind Orte der Begegnung. Susanne Karn, Professorin für Freiraumentwicklung, und Simon Orga, Wissenschaftlicher Mitarbeiter am ILF Institut für Landschaft und Freiraum der OST, erläuterten, dass gerade auf lineare Freiräume ein besonderes Augenmerk gelegt werden sollte. Diese Räume werden täglich gerade von Fussgängern genutzt und sind heute häufig unattraktiv gestaltet. Oft müssen abweisende Strassenräume durchquert werden, um die umgegebene attraktive Landschaft zu erreichen. Bei der Planung und Gestaltung von Alltagsfreiräumen lohnt es sich, die Bedürfnisse der Bevölkerung abzuholen und einzubeziehen.

Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer konnten ihre Fragen zu den Vorträgen jeweils digital eingeben. Auf dem anschliessenden Podium mit den Referentinnen und Referenten griff Peter Göldi, Geschäftsführer des Regionalmanagements, die Fragen auf. Die Antworten der Referierenden führten zu spannenden Diskussionen auf dem Podium, die sicherlich auch über den Tag der Region hinaus fortgesetzt werden.