Klimakonferenz: Gesund altern trotz Klimaerwärmung

24.10.2024

Was sind die Auswirkungen von Hitze auf die physische und psychische Gesundheit von älteren Personen? Welche Massnahmen können ergriffen werden, um vor Hitzebelastungen zu schützen? Diese und weitere Fragen beleuchtete die fünfte Klimakonferenz der OST – Ostschweizer Fachhochschule am Dienstagnachmittag in Rapperswil.

Klimakonferenz: Gesund altern
Die Klimakonferenz wird vom Klimacluster der OST organisiert. Die jährlich stattfindende Konferenz dient als Plattform für einen Dialog zwischen den verschiedenen Akteurinnen und Akteuren der Gesellschaft und der angewandten Wissenschaft.

Konkrete Auswirkungen von Hitze auf die Gesundheit

Physische Gesundheit

Martin Röösli, Professor für Umweltepidemiologie an der Universität Basel und Leiter einer Forschungsgruppe am Schweizerischen Tropen- und Public Health-Institut, und sein Team konnten mit einer Modellstudie folgende Einflüsse belegen:

  • Hitzetote: Die Klimaerhitzung im Jahr 2022 ist für 60 Prozent der Schweizer Hitzetoten verantwortlich.
  • Notfallhospitalisationen: Die Notfallhospitalisationen in den Schweizer Kantonsspitälern nehmen deutlich zu, wenn die Temperatur auf über 34 Grad steigt.
  • Dehydration: Die Fälle von Dehydration steigen um das Siebenfache an.

Psychische Gesundheit

Manuel P. Stadtmann, Leiter des Kompetenzzentrums Psychische Gesundheit an der OST, merkt an, dass die Auswirkung von Hitze auf die psychische Gesundheit noch nicht ausreichend erforscht ist. Folgende Erkenntnisse konnte er bereits teilen:

  • Depressionen und bipolare Störungen: Bei Hitzestress nehmen diese zu.
  • Stimmungsregulierung: Es ist davon auszugehen, dass Neurotransmitter, wie Noradrenalin, Dopamin und Serotonin, die an der Stimmungsregulierung beteiligt sind, auch für die Thermoregulation verantwortlich sind.
  • Sommerbedingte schwere Depressionen: Eine Untergruppe von Menschen hat mit sommerbedingten schweren Depressionen zu kämpfen.

 

Massnahmen zum Schutz vor Hitzebelastungen

Die fünfte Klimakonferenz beleuchtete aber nicht nur die Auswirkungen von Hitze auf die physische und psychische Gesundheit von älteren Personen, sie zeigte auch auf, wie Menschen vor Hitzebelastung geschützt werden können. Eine wichtige Grundlage sind auch hier Daten.

Planerische Massnahmen

Hitzeaktionsplan
Sabrina Bigger vom St.Galler Amt für Gesundheitsvorsorge, stellte den Hitzeaktionsplan des Kantons St.Gallen vor, der als Präventionsmassnahme einen wichtigen Beitrag zum Schutz der menschlichen Gesundheit leistet.

Interaktive Klimakarten
Beat Louis vom Amt für Raumentwicklung und Geoinformation erläuterte, wie mit Hilfe von interaktiven Klimakarten die 75 St.Galler Gemeinden Massnahmen planen und umsetzen können.

Klimawandelanpassung
Am konkreten Beispiel des St.Galler Rheintals zeigte die Geoinformatikerin Birgit Ortner (Rosinak&Partner ZT GmbH), wie eine Klimawandelanpassung im Agglomerationsraum aussehen könnte und welche offenen Fragen noch bestehen.

Gestalterische Massnahmen

Lebensräume umgestalten
Die beiden OST-Dozenten Clemens Mader (ISM Institut für Strategie und Marketing) und Tobias Baur (ILF Institut für Landschaft und Freiraum) erläuterten, wie urbane Lebensräume durch Projekte wie «Sustain.Street.Lab» und das KI-basierte Planungstool «KlimUrbain» mit mehr blau-grüner Infrastruktur gestaltet werden können, um den Herausforderungen der Klimaerhitzung zu begegnen.

Partizipative Planung in Aarau
Landschaftsarchitekt Raphael Aeberhard (SKK Landschaftsarchitekten) und Anthropologin Elke Schimmel vom Verein für gender- und alltagsgerechtes Planen und Bauen (Lares) zeigten, wie die Bedürfnisse der älteren Bevölkerung in Aarau in einem partizipativen Prozess ermittelt und in einen Klimaaktionsplan integriert wurden. Geplante Massnahmen wie Grünflächen, Schattenplätze und Bäume können schnell umgesetzt werden.

Praktische Umsetzung im Acherhof
Felix Lienert vom Acherhof in Schwyz betonte die Bedeutung praktischer, nicht überplanter Massnahmen, indem er auf die erfolgreiche Umsetzung von Grünflächen und schattenspendenden Bäumen hinwies, die von den Bewohnern bevorzugt werden, im Gegensatz zu weniger genutzten geplanten Strukturen wie Pavillons.