Care4Carers: Prävention von Überlastungen für pflegende Angehörige

Die Absicht dieses Projektes ist, ein auf die Bedürfnisse pflegender Angehöriger abgestimmtes Schulungsangebot auf der Basis von Kinästhetik für die Pflege zuhause zu entwickeln und hinsichtlich des Nutzens zu überprüfen. Das Schulungsangebot soll Angehörige befähigen, die Pflege und Betreuung gesundheitsfördernd durchzuführen und dadurch ihre körperlichen Belastungen zu reduzieren. Damit einhergehend soll ihr Selbstvertrauen in die eigenen Fähigkeiten gestärkt werden.

Um das Angebot einer Breite an pflegenden Angehörigen zu ermöglichen sowie das Schulungsprogramm zu verstetigen, wird eine passfähiges Finanzierungs- und Geschäftsmodell entwickelt.

Hintergrund zum Projekt

Die Arbeit von pflegenden Angehörigen trägt maßgeblich zur Versorgung von pflege- und unterstützungsbedürftigen Menschen und zu deren Wohlbefinden bei. Schätzungsweise 600’000 Personen betreuen in der Schweiz ihnen nahestehende Menschen, etwa die Hälfte davon übernimmt pflegerische Tätigkeiten im engeren Sinne, d.h. Unterstützung bei der Körperpflege, beim Ankleiden, bei der Mobilität [1, 2].

Grundsätzlich empfinden pflegende Angehörige die Unterstützungs- und Pflegetätigkeit als befriedigend. Gleichzeitig birgt sie auch ein Risiko der körperlichen und psychischen Überlastung [3, 4]. Neben psychischen Belastungssymptomen, wie Erschöpfung oder Schlafstörungen, berichten pflegende Angehörige über muskuloskelettale Beschwerden, meistens im unteren Rücken [5]. Von den Angehörigen identifizierte Aktivitäten, die damit zusammenhängen sind: Unterstützung bei Transfers, Positionierung, Gehen, Treppensteigen und der Körperpflege [5].

Das Fachgebiet Kinästhetik ist in der professionellen Pflege und Betreuung weit verbreitet. Es findet überall dort Anwendung, wo Menschen eine Unterstützung in ihren alltäglichen Aktivitäten brauchen. Die Schulungen zielen einerseits auf eine Reduktion von arbeitsbedingten körperlichen Beschwerden und Überlastungsschäden bei Pflegenden und Betreuenden. Andererseits geht es um die professionelle Gestaltung der Interaktionen über Berührung und Bewegung mit dem Ziel, die Unterstützungen so zu gestalten, dass die unterstützten Personen ihre Bewegungsmöglichkeiten so weit wie möglich ausschöpfen und ihre Bewegungskompetenzerhalten und erweitern können.

Um pflegenden Angehörigen das Know-How von Kinästhetik zugänglich zu machen, braucht es eine Neuentwicklung von Bildungsangeboten, die auf diese Zielgruppe zugeschnitten sind.

Die Bildungsangebote sind geleitet durch Grundlagen der Patientenendukation [5] und müssen folgenden Ansprüchen genügen

  • Format und Struktur, z.B. zeitlicher Umfang, Gruppen- oder Einzelformat, müssen den Bedürfnissen und Möglichkeiten dieser Zielgruppe angepasst sein
  • Passende Inhalte müssen für Laien einfach und klar aufbereitet sein (didaktische Reduktion)
  • Die methodisch-didaktische Aufbereitung muss der Tatsache gerecht werden, dass pflegende Angehörige bei ihren individuellen und spezifischen Situationen und Fragestellungen abgeholt werden möchten.
  • Informationen zu den Bildungsangeboten müssen in geeigneter Form und niederschwellig für die pflegende Angehörige zugänglich sein.

Das Projekt beinhaltet fünf Arbeitspakete

Die Entwicklung des Schulungsangebotes und des Informationsangebotes erfolgt mittels Co-Creation Ansatz unter Einbezug aller wichtigen Stakeholder (pflegenden Angehörigen, Kinästhetik-TrainerInnen, Gesundheitsfachpersonen).

Die Projektlaufzeit ist über zwei Jahre (1.4.2024-31.3.2026)

[1] Kaplan C, Bucher N, Jaks R, Stehlin C (2020). Unterstützung und Entlastung betreuender Angehöriger. Förderprogramm «Entlastungsangebote für betreuende Angehörige 2017–2020». www.bag.ch

[2] Otto U, Leu A, Bischofberger I, Gerlich R, Riguzzi M, et al. (2019). Bedürfnisse und Bedarf von betreuenden Angehörigen nach Unterstützung und Entlastung. Eine Bevölkerungsbefragung. Forschungsmandat G01a des Förderprogramms Entlastungsangebote für betreuende Angehörige 2017-2020. www.bag.ch

[3] Schulz R, Sherwood PR (2008). Physical and mental health effects of family caregiving. American Journal of Nursing, 108:23-7; quiz 27. doi: 10.1097/01.NAJ.0000336406.45248.4c.

[4] Vogt M, Meier L, Brenner A, & Gattinger H (2023). Ein Blick in das Leben von pflegenden Angehörigen. Pflegerecht. (4), 188–192.

[5] Darragh AR, Sommerich CM, Lavender SA, Tanner KJ, Vogel K, Campo M, et al. (2015). Musculoskeletal Discomfort, Physical Demand, and Caregiving Activities in Informal Caregivers. Jornal of Applied Gerontology, 34:734–760. doi: 10.1177/0733464813496464.

[6] Zegelin A, Ouatedem Tolsdorf M, Redman BK (eds). Patientenedukation. Kurzlehrbuch für Pflege- und Gesundheitsberufe. Bern: Huber; 2009

Das Projekt findet in Zusammenarbeit mit der Kinaesthetics Schweiz AG, der Rehaklinik Zihlschlacht AG, der Stiftung Kliniken Valens sowie der Spitex Seeland statt.

Geleitet wird das Projekt vom IPW Institut für Angewandte Pflegewissenschaft der OST durch Heidrun Gattinger unter Mitarbeit von Magdalena Vogt und Lilian Zech.

Sebastian Scheler und Stefan Nertinger​​​​​​​ vom ISM Institut für Strategie und Marketing der OST werden das Arbeitspaket zum Geschäfts- und Finanzierungmodell bearbeiten

Finanziert