Es liegt weder an ungenügender Bauausführung noch wurden Fehler bei der Berechnung gemacht: Die Energy Performance Gap, also der höhere Verbrauch von Heizenergie als die Planungsnorm für Wohnhäuser annimmt, ist auf das Verhalten der Bewohnerinnen und Bewohner zurückzuführen. Zu diesem Ergebnis kam die ImmoGap-Studie des SPF Institut für Solartechnik der OST – Ostschweizer Fachhochschule 2018. Bei der Untersuchung von 65 Mehrfamilienhäusern wurde der Mehrverbrauch auf durchschnittlich 44 Prozent beziffert.
Welches Verhalten genau diesen Mehrverbrauch erzeugt, war Gegenstand der Folgestudie «VenTSol» vom SPF. Das Forscherteam untersuchte fünf Mehrfamilienhäuser mit insgesamt 134 Wohnungen in Zürich, Horgen und Bern im Zeitraum von Oktober 2019 bis April 2022. Dabei hat sich gezeigt, dass vor allem im Frühling und Herbst mehr geheizt wird. Das Forscherteam konnte einen Zusammenhang zwischen Aussentemperatur, geöffneten Fenstern und geschlossenen Storen nachweisen: Je stärker die Aussentemperatur steigt, desto öfter werden die Fenster geöffnet und die Storen geschlossen. Dadurch gelangt kühle Aussenluft in die Räume, gleichzeitig wird die solare Wärmegewinnung durch die geschlossenen Storen reduziert.
Zudem wurde deutlich, dass die meisten Menschen im Winter auf durchschnittlich 23 Grad heizen statt auf die empfohlenen 21 Grad.
Energiebedarf realitätsnah ermitteln
Um die Energy Performance Gap zu schliessen, gibt es folglich zwei Möglichkeiten: Entweder werden diese Verhaltensweisen in den Berechnungen des Energienachweises berücksichtigt, oder man versucht, die Bewohnerinnen und Bewohner zu einem energiesparenderen Verhalten zu bewegen. Die Studie, die vom Bundesamt für Energie (BFE) unterstützt wurde, bildet eine Basis, um den Energiebedarf von Wohngebäuden zukünftig realitätsnah zu ermitteln. Dies ist insbesondere auch beim Einsatz von Wärmepumpen wichtig.
Zum Schlussbericht vom SPF.
Fachartikel vom BFE als PDF.