«Unlösbar» sei ihnen die Aufgabe vor einem Jahr erschienen, erzählte ein Student dem Publikum am Campus St.Gallen beim Abschlussevent des Roboterprojekts aus dem Studiengang Mechatronik/Systemtechnik. In kurzen Präsentationen haben die Studierendenteams ihre Roboter und deren Entstehungsgeschichte vorgestellt, bevor sie diese auf das Spielfeld setzten. Eine Holzfläche, die einer Bar nachempfunden wurde. Die Aufgabe dieses Jahr: Zwei Roboter sollen ein Getränk servieren. Es galt eine Flasche in der Küche zu holen, ein Glas auf den Tresen zu stellen und es mit Wasser zu füllen. Auf dem Weg zwischen Küche und Bar mussten die elektronischen Barkeeper einem Arbeitskollegen ausweichen und eine Bodenschwelle überwinden.
Learning by doing
Die Studierenden haben in ihren ersten Wochen des Studiums mit dem Projekt gestartet. «Das gleicht schon einem Wurf ins kalte Wasser», sagt Urs Graf, Professor für Informatik und Modulleiter. «Doch es ist eine sehr gute Erfahrung für die Studierenden, wenn sie eine anfangs scheinbar unlösbare Aufgabe nach einem Jahr meistern und ihre Roboter einen grossen Teil der Aufgaben erfüllen können.» Dieser Project-Based-Learning-Ansatz bringe viele Vorteile: «Die Erfahrung, dass viel zu schaffen ist, das Verständnis, wie man systematisch an eine Problemlösung herangeht und das Erlebnis, wie wichtig Teamarbeit ist», sagt Urs Graf. Ein wertvoller Rucksack für den späteren Berufsalltag.
Bis zu 19 Sensoren und mehrere Motoren
Damit die diesjährige Aufgabe erfüllt werden konnte, wurden die Roboter mit bis zu 19 Schaltern und Sensoren und mehreren Motoren ausgestattet. Jedes Team hat eine eigene Methode entwickelt, um das Wasser aus der Flasche ins Glas zu bringen. Zum Beispiel wurde eine sehr präzise Dosierspritze aus dem 3D-Drucker eingebaut. Andere Teams entwickelten ein höhenverstellbares Pumpsystem, wieder andere setzten Metallröhrchen oder Trichter ein und kippten die Flasche. Dabei galt es Grössenbestimmungen einzuhalten und die Roboter durften höchstens 3kg schwer sein. Um die Aufgabe präzise und effizient lösen zu können, mussten die einzelnen Teilfunktionen der Roboter gut zusammenarbeiten.
Neu: REAL-Projekt mit mehr Gestaltungsfreiheit
Die Studierenden die im Herbst ihr Mechatronik-Studium am Campus Buchs oder St.Gallen starten, werden eine neue Form eines Praxisprojekts absolvieren, das REAL Project. REAL steht für Realize Engineering in Applied Learning. Die Studierenden erhalten dabei keine Aufgabe vorgesetzt, sondern können während vier Semestern eine eigene Idee in die Realität umsetzen. Dafür steht ihnen die Infrastruktur der OST zur Verfügung und sie werden von den Dozierenden unterstützt. «Sie können so ab dem ersten Tag direkt in der Praxis anwenden, was sie in der Theorie lernen», sagt Urs Graf. «Und zwar in einem Thema, das sie persönlich interessiert und das sie auf Wunsch bis und mit der Bachelorarbeit verfolgen können.»