Es gibt kein Kochrezept für New Work

Medienmitteilung vom 29. August 2024

New Work ist kein konkretes Modell. New Work vereint verschiedene Ansätze und Methoden die helfen, die Arbeitswelt moderner und mitarbeiterorientierter auszurichten. Der Anlass Gewerbe@OST – organisiert vom Verband Gewerbe Stadt St.Gallen in Zusammenarbeit mit dem Kompetenzzentrum Wissenstransfer & Innovation der OST – Ostschweizer Fachhochschule – zeigte am Dienstagabend auf, wie kleine und mittelgrosse Unternehmen diese neue Form der Arbeit in der Praxis umsetzen können.

Haltung und Mindset sind die Basis für New Work - und nicht Methoden wie Scrum und Kanban.

«Die Arbeitswelt ist im ständigen Wandel», sagte Gian Bazzi, Präsident des städtischen Gewerbeverbands, einleitend. «Viele Arbeitnehmende wünschen sich eine flexible Gestaltung der Arbeitswelt. Dies wiederum ist für die Arbeitgebenden eine Herausforderung, weil sie einen attraktiven Arbeitsplatz anbieten wollen.» Was also ist die Lösung? Dieser Frage ging die Herbsttagung «Gewerbe@OST» am Dienstagabend in Fachhochschulzentrum nach, eine Veranstaltung des Verbandes Gewerbe Stadt St.Gallen und des Kompetenzzentrums Wissenstransfer & Innovation (WTT) der OST – Ostschweizer Fachhochschule. Rund 80 Gewerblerinnen und Gewerbler haben daran teilgenommen.

«Ein Kochrezept gibt es nicht», stellte Prof. Dr. Alexandra Cloots, Leiterin des IGQ Institut Gender & Diversity und ausgewiesene Expertin für neue Arbeitsformen, gleich zu Beginn klar. Sie wolle vielmehr Denkanstösse vermitteln, weil «die Lösung» nur in Zusammenarbeit von Arbeitgebenden und Arbeitnehmenden entstehen kann. Die Einstellung zur Arbeit sei einem ständigen, dynamischen Wandel unterworfen. «Heute würden drei Viertel der Berufstätigen den Arbeitsalltag gerne flexibel gestalten. Viele Unternehmen sind deshalb gezwungen, die Arbeitszeitmodelle zu überdenken und anzupassen um als Arbeitgeber attraktiv zu bleiben», sagte die OST-Professorin. Die Globalisierung, die Digitalisierung sowie die gesellschaftliche und wirtschaftliche Entwicklung der letzten 50 Jahre habe die traditionelle Form der Arbeit auf den Kopf gestellt – das Konzept der «New Work» sei daraus entstanden. «‹New Work› heisst frei, selbstbestimmt, sozialkompetent im Sinne der Organisation, und sinnvoll zu arbeiten», erklärte Alexandra Cloots. Es gehe vor allem um Sinnstiftung, Freiheit und Selbstständigkeit im Arbeitsalltag. «Diese schöne, neue Arbeitswelt zu entwickeln, ist keine leichte Aufgabe. Man muss gemeinsam Regeln schaffen, damit sie gesund gelingt.»

In ihrem Vortrag erzählte Cloots von einem St.Galler KMU aus dem Baugewerbe, das die 4-Tage-Woche anordnete in der Annahme, dass dies von den Mitarbeitenden gewünscht werde. Doch schnell habe sich eine Unzufriedenheit eingestellt, weil zu wenig Zeit für Pausen einberechnet wurde. Schliesslich habe man sich auf eine 4½-Tage-Woche geeinigt – «Freitagnachmittag frei, weil auf der Baustelle dann sowieso nicht mehr viel läuft» –, und dies sei bei der Belegschaft sehr gut angekommen. Aus einer Panelbefragung wisse man zudem, dass die Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben bei den Arbeitnehmenden an vorderster Stelle stehe (52.1 Prozent der Nennungen), gefolgt von der Fokussierung auf den Menschen (29.8 Prozent) und der Gesundheit der Mitarbeitenden (27.6 Prozent).

An der Herbsttagung Gewerbe@OST gab Alexandra Cloots Einblick in die Beratung und Forschung der OST – Ostschweizer Fachhochschule. Studierende hätten beispielsweise für die Brauerei Schützengarten und die Spitex St.Gallen neue Arbeitsmodelle ausgearbeitet, welche die Prozesse optimieren und die Arbeitszeiten besser auf die Bedürfnisse der Mitarbeitenden abstimmen. Ein anderes Projekt habe die «Arbeitskultur als Motor einer gelebten Chancengleichheit untersucht» - im Auftrag von IKEA Schweiz, Manor, Merkle Switzerland und dem Kaufmännischen Verband Schweiz. Ein weiteres Projekt entwickle «geeignete Instrumente zur Gewinnung und Bindung von weiblichen Fachkräften in Unternehmen aus dem MINT-Bereich»; Partnerunternehmen seien hier die Bühler AG, Infinicon, Linde Kryotechnik und Liip. Und ein im Frühling 2024 gestartetes Projekt habe die neuen Arbeitswelten in Gemeinden (Degersheim, Egnach, Hefenhofen, Rheineck und Tübach) und kleinen Unternehmen (ASG-Technik Herisau, smartive AG) im Fokus.

Im Anschluss an das Referat zog Prof. Dr. Rigo Tietz, Leiter des Kompetenzzentrums Strategisches Management an der OST – Ostschweizer Fachhochschule, ein Fazit: «‹New Work› ist mehr als nur Home-Office, ‹New Work› bietet flexible Arbeitszeiten, und ganz zentral an ‹New Work› ist, dass die Gesundheit der Mitarbeitenden im Mittelpunkt steht.»

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