News aus dem Departement Technik

Diskussion zu Energiefragen im Einklang mit sozialer Nachhaltigkeit

08.05.2024

Vom 2. – 4. Mai beging der gesamte Kanton St.Gallen den Green Day 2024. Über den ganzen Kanton verteilt fanden rund 25 Veranstaltungen zu Themen wie erneuerbare Energien, nachhaltige Mobilität oder Biodiversität statt. Passend dazu fand die öffentliche Ringvorlesung des Departements Soziale Arbeit vom 2. Mai unter dem Motto «Faire Arbeitsbedingungen als Grundlage einer nachhaltigen Energiewende» statt.

St. Gallen, Schweiz, 2. Mai 2024 - Green Day, St. Galler Energie 2030

Foto: Daniel Ammann, zvg Kanton St.Gallen

Franziska Ryser, Nationalrätin der Grünen, Christoph Küffer, Professor am Institut für Landschaft und Raum an der OST und Marco Zahner, Geschäftsleiter der Energieagentur St.Gallen folgten der Einladung zur Diskussion am Green Day im Rahmen der öffentlichen Ringvorlesung des Departements Soziale Arbeit. Die freie Journalistin Tuğba Ayaz moderierte das Gespräch. Die Dossierverantwortliche Klimapolitik von der Gewerkschaft Unia, Peppina Beeli, war leider krankheitsbedingt verhindert.

Tuğba Ayaz stieg mit dem seit letztem Jahr im Gesetz verankerten Netto-Null-Ziel der Schweiz ein. Das bedeutet, die Schweiz sollte ab 2050 nicht mehr Treibhausgase in die Atmosphäre ausstossen, als durch natürliche und technische Speicher aufgenommen werden. Ayaz wollte wissen, wo wir in diesem Vorhaben aktuell stehen in der Schweiz. Nach Franziska Ryser sei das Glas optimistisch gesagt halb voll. Wir seien auf Kurs, müssten aber sicher nochmals Gas geben, um auf diesem guten Kurs zu bleiben. Nicht so optimistisch sah dies Christoph Küffer aus Forschendensicht. «Die Bereitschaft zum kreativen Denken ist seit den Siebziger- und Achtzigerjahren massiv zurückgegangen!», hielt er fest. Marco Zahner von der Energieagentur St.Gallen hingegen beobachte klar einen Hype in der Nachfrage nach ökologischeren Heizlösungen. In der Energieagentur St.Gallen können Hausbesitzerinnen und Hausbesitzer Energieberatungen für ihre Immobilien durchführen lassen.

Nicht zu bestreiten ist, dass die Erhaltung von Natur und Landschaft nicht immer optimal mit dem Bau von Wind- oder Solaranlagen zu vereinbaren ist. «Viele Menschen in der Schweiz leben mit der Haltung: Erneuerbare Energie gerne, aber bitte nicht in meinem Garten», hält Marco Zahner plakativ fest. Es gebe Orte, die besser oder schlechter für solche Bauten geeignet sind. Es sei eine Frage der Interessensabwägung und müsse auf jeden Fall diskutiert werden. Ryser wirft ein, dass es auch Orte gäbe, wo es keine Zielkonflikte zu überwinden gäbe, wie beispielsweise bereits bebaute Gebiete oder bestehende alpine Skianlagen. «Die Zielkonflikte gibt es, jedoch sollten wir die  “low hanging fruits” dabei nicht vergessen», sagte sie. Die dabei erwähnten Solarpanels, die auf Gebäudedächern montiert werden, stammen oftmals aus China. Von dort aus werde der Markt aktuell regelrecht mit konkurrenzlos günstigen Produkten aus dem Bereich überschwemmt. Wichtig sei daher auch, dass die soziale Nachhaltigkeit und damit einhergehend faire Arbeitsbedingungen über den gesamten Wertschöpfungsprozess gelebt und durchgesetzt werden. Das sei keine einfach zu bewerkstelligende Aufgabe , wie alle Diskussionsteilnehmenden finden.

Gegen Ende des Abends öffnete Moderatorin Tuğba Ayaz die Diskussion für Fragen und Inputs aus dem Publikum. Eine Dame meldete sich, sie habe schon mehrmals den Eindruck gewonnen, dass die umliegenden Länder den Warnschuss der drohenden Energiemangellage gehört und ernstgenommen hätten, nicht so die Schweiz. Woran könnte dies liegen? Eine schwierige Frage, wie Ryser fand. Eventuell läge es daran, dass in der Schweiz noch immer ein vergleichsweise grosser Wohlstand herrsche und die Mangellage nur drohend und nicht effektiv da war. Auch Christoph Küffer teilte diese Beobachtung. «Jedoch sehe ich auch die Chance zur Veränderung. Dies auch deshalb, weil dies in der Schweiz auch finanziell vielen Personen möglich ist», ergänzte er. Dies passte auch zu einem der Schlussvoten aus dem Publikum: «Die finanziellen Mittel, die für Veränderungen nötig sind, sind da, wir müssen es nun aber auch anpacken!».

Die öffentliche Ringvorlesung ist eine Veranstaltungsreihe des Departements Soziale Arbeit der OST – Ostschweizer Fachhochschule. Dieses Jahr wird sie in Zusammenarbeit mit der Universität St.Gallen (HSG) organisiert. Es folgen noch zwei weitere Ringvorlesungen, und zwar am 16. Mai mit Clemens Mader von der OST zum Thema «Chancen und Risiken von Technologien – Gestaltung der Zukunft durch partizipative Technikfolgenabschätzung» und am 23. Mai mit Sophie Rudolph von der OST mit dem Titel «Zukunftsbilder: Nachhaltige Narrative und Generationengerechtigkeit». Hier erfahren Sie mehr zu den kommenden Veranstaltungen: 

Zur öffentlichen Ringvorlesung