Studierende schätzen Trainingsfragen zur Vorbereitung auf Prüfungen. Für Dozierende aber ist es aufwendig, eine ausreichende Menge lehrreicher Fragen für all die Selbsttests und Prüfungen bereitzustellen. 2016 hatte Professor Frank Koch, Dozent an der OST, deshalb die Idee, dass Studierende selbst Fragen erstellen und in einem Pool miteinander teilen können. «Der Lerneffekt der Studierenden ist gross, wenn sie selber Fragen kreieren», sagt Koch, «ganz nach der Theorie des Konstruktivistischen Lernens: Wenn du etwas erklären kannst, verstehst du es». Auch wenn der Beitrag einzelner Studierender nur klein ist, können bei grösseren Gruppen schnell beachtliche Fragen-Sammlungen entstehen. Frank Koch setzte die Idee im Projekt «StudentQuiz» um, die Implementierung erfolgte im Rahmen mehrerer Studien- und Bachelorarbeiten.
Mitte Dezember wurde Koch für «StudentQuiz» im Rahmen einer Online-Konferenz der Association for Learning Technology (ALT) mit dem «Learning Technologist of the Year 2020»-Award in der Kategorie «individual» geehrt.
Was «StudentQuiz» kann
StudentQuiz ist ein Open Source-Projekt und setzt auf das verbreitete Lernportal Moodle. Die in StudentQuiz gesammelten Fragen können nach einer Vielzahl von Kriterien zu einem Quiz gebündelt werden. Beim Durchspielen der Quizzes können die Studierenden die Fragen kommentieren und bewerten. Aus den Nutzungsdaten ermittelt StudentQuiz die Qualität der Fragen und honoriert Studierenden Punkte für Beiträge und richtige Antworten. Eine «Personal Learning Assistance» visualisiert den individuellen Fortschritt der Studierenden und vergleicht diesen mit der Community. Die erstellten Fragen können in weiteren Moodle-Quizzes wiederverwendet werden.
Viele Studierende erstellen während des Unterrichts Notizen und teilen diese mit ihren Kommilitonen, insbesondere vor den Prüfungen. Dank StudentQuiz können nun nicht mehr nur Notizen, sondern auch interaktive Fragen geteilt werden.
StudentQuiz bringt viele Vorteile für den Lernprozess mit sich, so zum Beispiel:
- Personifizierung: Die Fragensammlungen werden schnell gross. Mit einer Vielzahl bereitgestellter Filter können die Fragen deshalb in massgeschneiderte Quizzes gebündelt werden. So können sich Lernende z.B. auf die für sie schwierigen Fragen konzentrieren oder Fragen zu bestimmten Themen durchspielen.
- Gamification: Das Durchspielen eines Quizzes fordert heraus und kann den Sportsgeist beflügeln. StudentQuiz nutzt diesen Effekt und vergibt Punkte für konfigurierbare Leistungskriterien, z.B. für die Qualität der erfassten Fragen oder den Erfolg beim Beantworten von Fragen.
- Schwarmintelligenz: Die erfassten Fragen sind unterschiedlich gut und werden manchmal auch unterschiedlich interpretiert. Deshalb können die bereit gestellten Fragen in StudentQuiz bewertet und kommentiert werden. Manchen Fragen werden so mit lehrreichen Diskussionen angereichert.
- Feedback: StudentQuiz liefert den einzelnen Studierenden eine Analyse ihrer Leistung und stellt diese der durchschnittlichen Leistung der Gruppe gegenüber. Auf Stufe eines gesamten Quizzes kann eine Studentin so z.B. ihren Beitrag oder ihren persönlichen Fortschritt mit dem Durchschnitt ihrer Gruppe vergleichen. Auf Stufe jeder Frage kann sie zudem sehen, wie schwierig die Frage für sie bzw. für ihre Gruppe ist.
- Flipped Classroom: Nicht immer sind die von den Studierenden erstellten Fragen korrekt bzw. eindeutig zu beantworten. Deshalb können Dozierende die Fragen bestätigen oder zurückzuweisen. Somit wird Wissen zunächst von Studierenden eingebracht und anschliessend von Dozierenden moderiert. Dieses Unterrichtskonzept empfiehlt sich in der aktuellen Pandemie, um auf Distanz lernende Studierende enger am Unterricht zu beteiligen.
An dem Projekt StudentQuiz haben einige Studierende der ehemaligen HSR Hochschule für Technik Rapperswil (heute OST – Ostschweizer Fachhochschule) mitgewirkt, insbesondere Denis Manente, Simon Schäfer, Lukas Dürrenberger und Philipp Albrecht. Das Projekt findet viel Anklang in der E-Learning Community und StudentQuiz wird bereits an knapp 1'000 Schulen weltweit eingesetzt. Mit der Preisstifterin Open University UK, der grössten staatlichen Universität Europas, konnte zudem ein wichtiger Kooperationspartner gewonnen werden.
Die Auszeichnung
Der Learning Technology Award wird jährlich von der Association for Learning Technology (ALT) an die besten Arbeiten im Bereich Bildung vergeben.
Weitere Informationen zum Award finden Sie hier.