Wettbewerbsvorteile und Produktivitätsgewinne durch IoT?

Die Digitalisierung ist eine Herausforderung und Chance für Unternehmen zugleich. Der Realisierung von Wettbewerbsvorteilen oder Produktivitätsgewinnen stehen oft hohe Investitionen, die Notwendigkeit von interdisziplinären Fähigkeiten oder ein schwer identifizierbarer Kundennutzen gegenüber. Gleichzeitig müssen die betroffenen Unternehmen mehrheitlich ihre Kernprozesse und aus diesem Grund auch die Mitarbeitenden ihr Verhalten anpassen. Dabei ist es bei vielen Projekten, speziell auch im Umfeld des IoT, für Anwenderinnen und Anwender schwierig, die Wirtschaftlichkeit der Vorhaben klar im Voraus zu beziffern. Vor diesem Hintergrund können Simulationen einen wesentlichen Beitrag leisten, IoT-Anwendungen ex ante bezüglich ihrer Wirtschaftlichkeit zu bewerten und dabei auf unternehmensspezifische Rahmenbedingungen dynamisch einzugehen.

Unternehmensseitige Digitalisierungsprojekte, die nicht nur einfache Abläufe im Unternehmen tangieren (z.B. Digitalisierung der Spesenbelege oder Rechnungen von Lieferanten), sondern massiv in die Geschäftsabläufe eines Unternehmens eingreifen, fordern die betroffenen Mitarbeitenden massiv voraus. Speziell IoT-Innovationsprojekte ermöglichen neue Anwendungen (auch neue Geschäftsmodelle), die die Unternehmen zum einen von der Tragweite her nicht abschätzen, zum anderen monetär nicht bewerten können: ohne geeignete, unterstützende Werkzeuge besteht die Gefahr, dass Lösungsanbieter ihre eigenen Angebote und deren Nutzen einer möglichen Kundschaft nicht «gewinnbringend» verkaufen können oder die Zahlungsbereitschaft der Kundschaft sehr niedrig ist.

Aus unserem Innosuisse-Projekt (Informationen hierzu weiter unten) wurde ein fünfstufiger, methodischer Ansatz entwickelt, der auf verschiedene Industrien anwendbar ist und die einzelnen Schritte aufzeigt, welche IoT-Lösungsanbietern und interessierten Unternehmen aufzeigt, inwiefern avisierte Lösungen zu Wettbewerbsvorteilen und Produktivitätsgewinnen durch IoT-Nutzung führen können.

In unserem Innosuisse-Forschungsprojekt wurde u.a. ein Simulationsmodell entwickelt, das es dem Hauptumsetzungspartner PortaNet neben dem Verkauf der reinen Hard- und Software ermöglicht, seine Kundschaft aktiv bezüglich wirtschaftlicher IoT-Szenarien zu beraten und so die Implementierung zu unterstützen.

Der Anspruch im Projekt war es, ein für die Bauindustrie allgemein einsetzbares Simulationsmodell zu entwickeln, das erfolgsversprechende Anwendungsfälle dynamisch mit unterschiedlichsten Inputdaten wirtschaftlich simulieren kann. Hieraus kann von Seiten des Anwenders ex ante wesentlich besser die Tragweite von Investitionsentscheidungen abgeschätzt werden, da die Vorteile der Lösung (z.B. weniger Personaleinsatz, kürze Arbeitszeiten, Wegfall von heutigen Prozessschritten), aber auch die Nachteile (Investitionen in Sensorik, Funkkosten etc.) zusammen mit Rahmenbedingungen (angenommenen Wachstumsraten, Inflationsraten, etc.) integrativ betrachtet und die Wirtschaftlichkeit von Szenarien («was wäre, wenn-Fragen») berechnet werden können.

Wesentliche weitere Aspekte waren die Identifikation der grössten Kostentreiber und -senkungspotenziale, die Optimierung der Sensorik und die Grundlage für ein einheitliches Datenmanagement. Die Erkenntnisse flossen genauso wie die Pilotversuche aus 10 Gebäuden mit über 200 Sensoren direkt in die Entwicklung des Simulationsmodells ein.

Dr. Karl Neumüller
ISM Institut für Strategie und Marketing
+41 58 257 12 81
karl.neumüller@ost.ch

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Dr. Sebastian Scheler
ISM Institut für Strategie und Marketing
+41 58 257 12 57
sebastian.scheler@ost.ch

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