1. Platz in Managementkonzeption - Team Zur Rose Suisse
Die automatisierte Praxisapotheke – was bringt sie?
Ärzte gründeten 1993 «Zur Rose» als Grossistin für Arztpraxen, die selbst Medikamente abgeben. Zwanzig Prozent der Medikamente in der Schweiz laufen über das Frauenfelder Unternehmen. Die Gesundheitsversorgung konzentriert sich: Gemeinschaftspraxen und medizinische Zentren sind im Trend, betriebswirtschaftliche Denke nimmt zu. Zur Rose sieht viel Potential in der Medikamentenlogistik grosser Praxisapotheken. Nebst dem traditionellen Geschäft wandelte sich Zur Rose zur Technologieanbieterin innovativer digitaler Lösungen. «Mit dem Medikamentenautomat sparen Praxen Zeit für Patienten», sagt Gaudenz Weber, Marketingchef fürs Ärztegeschäft. Das zeigten erste Tests. Nur: Wie viel genau? Und was bringt die Automation wirklich?
Mit der Stoppuhr in Arztpraxen
Ein gemischtes Studierendenteam mit Expertise aus Strategie, Personalwesen, Finanzen und Wirtschaftsinformatik legte sich ins Zeug. «Es quantifizierte dens Nutzen automatisierter Medikamentenbewirtschaftung in ökonomische und nicht-ökonomische Dimensionen», erklärt Coach und Ost-Professor Christian Heumann. Dafür gingen Michèle Beerli (Oberrindal), Ladina Tellenbach (Oberuzwil), Rico Schmid (Jonschwil), Robin Ochsner (Wittenbach), Melissa Weibel (Gossau) und ihr Projektleiter Martin Guler (Kirchberg) mit Stoppuhren in Arztpraxen. Sie ermittelten, wie lange Arbeitsabläufe dauern. Sie interviewten dazu Mitarbeitende und Ärzte. Sie befragten Patientinnen und Patienten: Wie zufrieden sind sie? «Gesund zum Arzt, ist ein spezielles Gefühl», berichtet Guler. In eine laufende Praxis einzugreifen sei herausfordernd gewesen – jederzeit könne Unvorhergesehenes geschehen. «Viele Prozesse sind bereits am Limit», bestätigt Weber. Vom Praxisprojektteam erforderte das enorme Koordination und Absprachen.
Nutzen in Zahlen ausgewiesen
Das Team lieferte Fakten fürs Marketing: 35 Prozent weniger Zeitaufwand, 20 Prozent weniger Kosten, zufriedenere Angestellte und Patienten. «Toll!», freut sich Auftraggeber Weber. Die Ergebnisse flossen direkt ins Marketing und den Vertriebsalltag. Eine neue Broschüre gibt’s bereits.
TVO Projektvorstellung
Projektbericht
Vorteile einer automatisierten Medikamentenbewirtschaftung (PPR3)
Die manuelle Bewirtschaftung der Praxisapotheke in selbstdispensierenden Arztpraxen ist oft aufwendig und ineffizient. Zur Rose AG bietet digitale Services für die moderne Praxisapotheke an. Dieses Praxisprojekt zeigt den effektiven Nutzen einer automatisierten Medikamentenbewirtschaftung für Arztpraxen auf.
OST-Projektteam
Methodik
Zu Beginn wurden zwei virtuelle Workshops mit zwei Arztpraxen durchgeführt und 16 Prozessmodelle der Medikamentenbewirtschaftung erstellt. In drei Feldstudien in Arztpraxen führte die Projektgruppe im Anschluss ein Prozessbenchmarking mit Zeitmessungen der manuellen und automatisierten Prozessschritte durch. Ausserdem wurden qualitative Interviews mit sieben MPA und sechs Ärztinnen und Ärzten durchgeführt. Zusätzlich fragte die Projektgruppe anhand eines quantitativen Fragebogens die Zufriedenheit von 25 Patientinnen und Patienten ab. Sämtliche Auswertungen bildeten die Grundlage für die Ermittlung des effektiven Nutzens des Medikamentenautomaten.
Ergebnisse
Die Vorteile einer automatisierten Medikamentenbewirtschaftung werden auf drei Nutzenebenen festgestellt (vgl. Abbildung unten): Als funktionaler Nutzen unterstützt der Medikamentenautomat die Arztpraxen in allen Prozessen von der Bestellung bis zur Auslagerung der Medikamente (z. B. automatisch generierter Bestellvorschlag, Einlagerung mithilfe eines Einfülltrichters etc.). Auf der ökonomischen Nutzenebene sind Zeiteinsparungen von vonmehr als 35 % und Kostenreduktionen von mindestens 20 % zu verzeichnen. Ausserdem hat sich die Medikamentenverfügbarkeit in einer Arztpraxis um fünf Prozentpunkte erhöht. Zum sozialen und erweiterten Nutzen gehört die hohe Zufriedenheit der MPA und Ärzteschaft wie auch der Patientinnen und Patienten bei der Medikamentenabgabe. Die eingesparte Zeit kann für Sprechstunden genutzt werden und dient dem Wohl der Patientinnen und Patienten. Als letztes wird die Ruhe in der Praxis geschätzt, da die Wege zur Praxisapotheke wegfallen. Insgesamt bringt die automatisierte Medikamentenbewirtschaftung auf allen Nutzenebenen einen signifikanten Mehrwert.