2. Platz in Marktforschung - Team Ergoswiss

Industrie 4.0 braucht ergonomische Arbeitsplätze

Höhenverstellbare Tische halten überall Einzug – auch bei industriellen Arbeitsplätzen. «Es geht nicht nur um Gesundheit», weiss Ergoswiss-Chef Martin Keller. Wo jeder Schritt und Handgriff zählt, steigern flexible Tische die Produktivität. Kein Wunder verdoppelte das Widnauer Unternehmen seine Umsätze alle fünf Jahre auf aktuell 12 Millionen Franken – trotz hartem Preiskampf bei Hubsystemen. Bei hydraulischen Systemen dominiert Ergoswiss heute den europäischen Markt, bei Spindelsystemen sind es geschätzte 30 Prozent. 

Studierende helfen Ergoswiss-Chef Keller (Mitte), Industriearbeitstische weiterzuentwickeln.

Trends analysieren

Keller wollte von Studierenden wissen: Wohin entwickeln sich Industriearbeitsplätze? Angesprochen von der Aufgabe fühlten sich fünf berufsbegleitende Studierende – mit Fabienne Näf (St. Gallen) übernahm eine Ergoswiss-Mitarbeiterin die Projektleitung. Hinzu kamen Adrian Suppiger (Muolen), Maximilian Eugster (Rorschacherberg), Antonia Senn (Aadorf) und Olivia Ponti (Kriessern). 

«Ausser der anspruchsvollen Technik der Hubsysteme mussten wir uns in einen herausfordernden Markt eindenken», sagt Eugster. Die Nutzer seien nicht die Kunden und es gebe Zwischenhandel und die Tischhersteller. Zudem musste das Team bei null beginnen: «Im Gegensatz zum Büro gibt es aus der Industrie keine Studien und Informationen zu den Arbeitsplätzen», betont Projektcoach Rigo Tietz, Professor an der OST. Umso mehr freuten sich die befragten Kunden, dass sich Studierende dafür interessierten. Gleichzeitig war es herausfordernd, Experten zum Thema zu finden. 

Sich klar abheben

Nach den Befragungen konnten die Studierenden das Marktpotential hochrechnen. Sie fanden heraus, dass der demografische Wandel Ergoswiss in die Hände spielt. Und die Digitalisierung birgt Veränderungen, wird die Verkäufe aber nicht senken. Das Team riet Ergoswiss zu Investitionen in Produkte für die Industrie 4.0, Services wie eine Ergonomieschulung und auf Individualität zu setzen.  
«Mein Bauchgefühl ist bestätigt. Wir führen nun die Entwicklung spezieller Arbeitsplätze und Steuerungen via mobile Geräte fort», freut sich Auftraggeber Keller. 

Projektvorstellung TVO

Projektbericht

Markt- und Trendanalyse für den Industriearbeitsplatz in der DACH-Region (PPBB)

Im Gegensatz zu den ergonomischen Anforderungen an Büroarbeitsplätze sind die für Industriearbeitsplätze kaum erforscht. Die Projektgruppe untersuchte mittels 36 Experteninterviews die Trends, Einflussfaktoren und Anforderungen des  Industriearbeitsplatzes 4.0 in der DACH-Region sowie das Marktpotenzial höhenverstellbarer Tische.

OST-Projektteam

Methodik

Die Anforderungen an die «Ergonomie»moderner Büroarbeitsplätze sind erforscht, die von Industriearbeitsplätzen jedoch kaum. Gestützt auf eine Deskrecherche führte die Projektgruppe während ihres 9-monatigen Praxisprojekts eine vertiefte, qualitative
Marktstudie durch. In einstündigen Interviewsmit 36 Experten und Expertinnen wurden Einfluss faktoren, Trends und Anforderungen an die Arbeitsplätze für die «Industrie 4.0» diskutiert. Ebenfalls wurden Marktpotenzialabschätzungen erfragt und anschliessend extrapoliert. Zudem wurden OEM-Kunden, Anwender sowie Experten aus Industrie und Ergonomie persönlich befragt.

Ergebnisse

Die Studie zeigte auf, dass neben der zunehmenden Digitalisierung sowie der demografischen Entwicklung die Anforderungen an die Ergonomie zu den wichtigsten Einflussfaktoren auf dem Markt für Industriearbeitsplätze 4.0 gehören. Nicht zuletzt deswegen gehen die meisten der befragten Expertinnen und Experten von einem beachtlichen Wachstumspotenzial für höhenverstellbare Industrietische aus. Gestützt auf diese Ergebnisse empfiehlt die Projektgruppe dem Unternehmen Ergoswiss, den eingeschlagenen Weg in seinen Grundzügen weiter zu verfolgen und ihre Investitionen in diesen Markt auszuweiten. Strategisch soll Ergoswiss weiterhin konzentriert in die Produktentwicklung – mit klarem Fokus auf die technischen Anforderungen von Industrie 4.0 – investieren. Um sich langfristig gegen die in den Markt eindringende übermächtige Konkurrenz aus dem Büroeinrichtungsbereich zu behaupten, empfiehlt die Projektgruppe, die Kundenbindung und -begeisterung der OEM-Kunden mit entsprechenden Massnahmen gezielt zu erhöhen. Entsprechend erging die Empfehlung an Ergoswiss, sich neben einem «integrierten Systemverkaufs- und Beratungsansatz», über Individualisierbarkeit und Customizing der Parts eine nachhaltige Alleinstellung zu verschaffen.

In den vorangegangen 21 Jahren wurden viele unserer strategischen Entscheide aus dem Bauch heraus gefällt. Der Erfolg gab uns meist recht. Diese wissenschaftliche Arbeit hat einerseits den von uns eingeschlagenen Kurs bestätigt sowie gleichzeitig äusserst interessante, neue, strategische Stossrichtungen vorgeschlagen. Was uns natürlich freut ist, dass die Studie bei unseren Kunden äusserst gut ankam und unsere Bemühungen für eine gemeinsame Zukunft unterstrichen.

Martin Keller, CEO Ergoswiss AG, Widnau

Martin Keller, CEO Ergoswiss AG, Widnau

Das Projektteam überzeugte vom Kick-off bis zur Abschlusspräsentation mit einem äusserst hohen Engagement. Die Ausarbeitung umfasst sowohl eine fundierte Unternehmensanalyse als auch konkrete Massnahmenvorschläge. Besonders hervorzuheben
ist die sehr aufwändige Marktforschung, die mit zahlreichen Interviews die Zukunft des Industriearbeitsplatzes aus unterschiedlichen Perspektiven beleuchtete.

Prof. Dr. Rigo Tietz, Coach OST, Campus St.Gallen

Prof. Dr. Rigo Tietz, Coach OST, Campus St.Gallen

Ergoswiss AG, Widnau

Seit über 20 Jahren entwickelt und produziert der «Hidden Champion» Ergoswiss Hydraulik- und Spindelhubsysteme für Industriearbeitsplätze. Ein klarer Nischenmarkt. Das Unternehmen beschäftigt weltweit 41 Mitarbeitende, 37 davon am
Hauptsitz in Widnau. Heute ist Ergoswiss Markführerin im wachsenden Markt für «höhenverstellbare Tischsysteme im Industriebereich».