Hintergrund

Die «Drehscheibe Sozial.Raum.Planung» gründet auf dem Forschungs- und Entwicklungsprojekt «Kompass Verdichtung», welches die Gebert Rüf Stiftung in Zusammenarbeit mit swissuniversities im Rahmen ihres Förderprogramms BREF (Brückenschläge mit Erfolg) mit dem Ausschreibungsthema «Soziale Innovation» finanziert hat.

Ziel des Projekts ist die Entwicklung eines Angebots, mit dessen Hilfe ein langfristiger Beitrag zum guten Zusammenleben von Bewohnerinnen und Bewohnern in baulich verdichteten Siedlungen sowie einer positiven sozialräumlichen Entwicklung der Schweiz geleistet wird. Hierzu verfolgte das Projekt einen innovativen Ansatz, der dialogisch und kooperativ gestaltet war: In Zusammenarbeit mit zwei Gemeinden wurden deren konkrete Innenentwicklungsvorhaben wissenschaftlich begleitet. Darüber hinaus waren Recherchen, Experteninterviews, Workshops, externe Begleitung u. a. m. Teil des Projektes.

Ausgangspunkte des Projektes waren im Wesentlichen drei Feststellungen im Kontext der aktuellen Diskurse und Aktivitäten rund um bauliche Verdichtung in der Schweiz:

Die Siedlungslandschaft steht unter Druck: Vor dem Hintergrund der wachsenden Bevölkerung und dem steigenden Ressourcenverbrauch ist die bauliche Verdichtung eines der obersten Ziele der nationalen Raumentwicklung, spätestens seit des deutlichen Auftrags des Stimmvolks an die Politik (Revision des Raumplanungsgesetzes 2013: 63% Ja-Stimmen). Sämtliche Gemeinden der Schweiz sind angehalten, ihre Richtpläne zu überarbeiten und Verdichtungsmassnahmen zu ergreifen. Trotz der vielfältigen Anstrengungen (Handlungsleitfäden, Wegweiser etc.) ist es bisher jedoch nicht gelungen, der Zersiedelung und den damit einhergehenden Negativeffekten Einhalt zu gebieten: Verkehrsprobleme, Infrastrukturkosten, Flächenverbrauch, Verschwendung des knappen Guts Boden und die damit einhergehenden ökologischen und volkswirtschaftlichen Kosten u. a. m. nehmen weiterhin zu.

Komplexe Planung: Nachverdichtungsprojekte greifen in bestehende Siedlungsstrukturen ein. Diese sind Teil eines komplexen Systems (der Gemeinde als gelebtem Ort) mit nicht-linearen Eigenschaften. Dies zeigt sich beispielsweise in den paradoxen Wirkungen, welche das Zusammenspiel einer Vielzahl von Akteurinnen und Akteuren bei konkreten Projektplanungen mitunter erzielt. Planungsprozesse sind heute jedoch noch häufig zu linear konzipiert, um der Komplexität unserer Siedlungslandschaft angemessen zu begegnen. Die Klüfte und Kämpfe zwischen den Akteurinnen und Akteuren und ihren Interessen scheinen dabei eher grösser als kleiner zu werden (z. B. mit Grundeigentümerinnen und -eigentümern, Bewohner- oder Nachbarschaften) – der allgemeinen Einsicht in die Notwendigkeit von Verdichtungsmassnahmen zum Trotz.

Fehlendes Wissen über «das Soziale»: Bei der Umsetzung verdichteter Bauprojekte fehlt es in der Regel an Wissen über sozialräumliche Aspekte respektive «das Soziale», d. h. wie die Bewohnerinnen und Bewohner in den verdichteten Siedlungen oder Quartieren zusammenleben (werden). Dieses Zusammenleben kann im konkreten Fall zwar nicht genau vorausgesehen, aber durch die adäquate Berücksichtigung im Begleitprozess prospektiv erfasst werden.

Daten zum BREF-Projekt

Projektteam: Nicola Hilti, Eva Lingg, Patricia Roth, Raimund Kemper
Interne Fachbegleitung: Christian Reutlinger
Externe Fachbegleitung: Jan Silberberger (ETH Wohnforum – ETH CASE, ETH Zürich) und Joris Van Wezemael (ETH Zürich)
Partnergemeinden: Adliswil, ZH (Marcel Angele) und Vilters-Wangs, SG (Bernhard Lenherr, Albert Lutz)
Laufzeit: März 2016 bis September 2018
Projektfinanzierung: BREF – BRÜCKENSCHLÄGE MIT ERFOLG, Gebert Rüf Stiftung in Zusammenarbeit mit swissuniversities