Gefüge eines Edelstahls

Die meisten technischen Werkstoffe bestehen aus miteinander verwachsenen mikroskopisch kleinen Einkristall-Körnern, deren Anordnung als "Gefüge" bezeichnet wird. Dieses Gefüge bestimmt sehr wesentlich die Werkstoff-Eigenschaften und wird vom Werkstoff-Hersteller und oft auch vom Anwender für eine Anwendung gezielt "eingestellt".

Gleichzeitig fungiert das Werkstoffgefüge als Logbuch eines Bauteils. Es ist typisch für den jeweiligen Werkstoff und "berichtet" von Verformungen, Wärme-Behandlungen und korrosiven Angriffen.

An einer polierten Metallprobe ist das Gefüge oft nicht erkennbar. Es zeigt sich dann erst, sobald man Eigenschaften ausnutzt, die bei dem betreffenden Werkstoff richtungsabhängig sind: das Reflexionsvermögen, die Geschwindigkeit des Abtrags beim Schleifen/Polieren oder die (lokale) Reaktion auf einen Ätzangriff.

In obenstehender Hellfeld-Abbildung (linkes Bild) sind die angeätzten Ferrit-Körner an ihrem - verglichen mit der austenitischen Matrix - leicht anderen Farbton zu erkennen.

Die Abbildung im Differential-Interferenz-Kontrast (rechts) zeigt die Umrisse der Körner deutlicher. Dies deshalb, weil die Ätzgeschwindigkeit je nach Korn-Orientierung bei der elektrolytischen Präparation unterschiedlich war und so geringe Höhenunterschiede entstanden, für die der DIC sehr empfindlich ist. Die zueinander parallelen Linien im Inneren der Austenitkörner sind wenige Nanometer hohe Oberflächenstufen. Sie entstanden unter mechanischer Belastung durch Scherung von Gitterebenen parallel zu den {111} Ebenen des jeweiligen Korns.

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