Fotoinstallation von Priska Rita Oeler

Fotoinstallation von Priska Rita Oeler

Die Fotoinstallation von Priska Rita Oeler (*1961) ist im Durchgang zwischen der Cafeteria «Gleis 8» und dem Vorplatz des Fachhochschulzentrums platziert. Der Titel der Arbeit, NelkenTulpenZimmergartenstrasse (2007/2024), erinnert an die Strassen, die abgerissen wurden, um dem Fachhochschulzentrum Platz zu machen. 2007 fotografierte die Künstlerin das Quartier „Hinter den Gleisen“, im Wissen um den bevorstehenden Abbruch.

Die 71 Fotos, die damals entstanden, bewahren ein Stück Stadtgeschichte vor dem Vergessen. Es ist eine Pointe dieser Arbeit, dass die Fotos jener Gebäude, die verschwunden sind, im Neubau selbst wieder auftauchen, und zwar dauerhaft, als Kunst am Bau.

Die Fotos sind keine auf Vollständigkeit abzielende Bestandsaufnahme der zum Abbruch bestimmten Häuser und Strassen. Sie verfolgen primär keinen dokumentarischen oder archivalischen Zweck. Es geht auch nicht um eine sozialgeographische Analyse des Quartiers. Im Gespräch hat die Künstlerin geäussert: «Ich bin keine Fotografin, ich bin Malerin.» Diese Selbstaussage ist der Leitfaden für die folgenden Überlegungen.

Priska Rita Oeler: NelkenTulpenZimmergartenstrasse
Priska Rita Oeler: NelkenTulpenZimmergartenstrasse (2007/2024), Fotoinstallation im Durchgang zwischen der Cafeteria «Gleis 8» und dem Vorplatz der Ostschweizer Fachhochschule, Campus St.Gallen. Die Arbeit gehört der Kunstsammlung des Kantons St.Gallen an.

Der schmale Durchgang zwischen dem Vorplatz und der Cafeteria lädt nicht zum Verweilen ein und auch nicht zur Kunstbetrachtung. Dennoch war die Wahl dieses Standortes die richtige ästhetische Entscheidung, weil es der Beiläufigkeit der Fotos entspricht, wenn diese im Vorübergehen, gewissermassen aus dem Augenwinkel gesehen werden.

Wenn man sich jedoch die Zeit nimmt, die einzelnen Fotos in Ruhe zu betrachten, dann erschliessen sich ihre subtilen malerischen Qualitäten. Man entdeckt eine Vielzahl von farblichen und formalen Kompositionen. Da ist beispielsweise der farbliche Komplementär-Kontrast zwischen sechs aufeinandergestapelten roten Gartenstühlen vor dem Hintergrund eines weit ausschwingenden grünen Graffiti-Schriftzugs. Da korrespondieren die dicken roten Linien einer Wandzeichnung mit dem Rot eines Autos. Da ist das filigrane Schattenspiel von Ästen, die fast unmerklich in den Schriftzug der dahinterliegenden Wand übergehen.

Keines der fotografierten Gebäude ist in seiner Ganzheit zu sehen. Die Perspektive ist stets so gewählt, dass mehrere Gebäude sich teilweise verdecken. Das Ausschnitthafte, der schräge Blickwinkel, das Spiel mit Asymmetrien geben den Ton an.

Priska Rita Oeler: NelkenTulpenZimmergartenstrasse
Biografie Priska Rita Oeler

Priska Rita Oeler ist 1961 in Altstätten SG geboren und lebt und arbeitet in St. Gallen. Sie absolvierte ihre Ausbildung von 1985 bis 1986 und von 1988 bis 1989 an der Schule für Gestaltung St. Gallen und studierte von 1990 bis 1994 an der damaligen Hochschule für Gestaltung und Kunst Zürich HGKZ.

Längere Arbeitsaufenthalte führten sie nach Madrid, Shanghai und mehrmals nach London. Ihre Arbeiten waren unter anderem präsent im Ausstellungssaal Katharinen (2009) und im Nextex (ebenfalls 2009). 1996 erhielt Priska Rita Oeler einen Förderpreis der Stadt St.Gallen, 2006 und 2022 einen Werkbeitrag des Kantons St. Gallen und 2008 sowie 2019 einen Werkbeitrag der Stadt St.Gallen.