Das Konzept der Verkehrsdrehscheiben – also die Verknüpfung des ÖV als Rückgrat der Mobilität mit anderen Verkehrsmitteln sowie mit der umliegenden Raum- und Siedlungsstruktur – ist ein unverzichtbares Element einer nachhaltigen Verkehrs- und Stadtentwicklung. Um das Wissen und die gute Praxis zu diesen Drehscheiben auch nach Abschluss des förmlichen Programmes des Bundes in der Schweiz zu fördern, wurde das Netzwerk Verkehrsdrehscheiben 2023 durch ARE, Städteverband, SBB sowie zahlreiche weitere Partner gemeinsam mit dem IRAP Institut für Raumentwicklung der OST – Ostschweizer Fachhochschule gegründet.
Am Dienstag, 29. Oktober 2024, fand ganz bewusst im Genfer «Centre de l‘Espérance» die zweite Fachtagung des Netzwerks statt: In der Metropolregion Genf wurde in den letzten Jahren das neue grenzüberschreitende S-Bahn-System «Léman Express» eng vernetzt mit der regionalen Raumentwicklung und der Planung neuer Stadtquartiere geplant und umgesetzt. Zahlreiche dieser zentralen Orte mit hoher Nutzungsdichte und -mischung sowie guten Umsteigemöglichkeiten auf alle Verkehrsmittel wurden fertiggestellt.
Der Erfolg des «Léman Express» stand daher auch im Fokus des ersten Referats am Vormittag, das die rund 75 Teilnehmenden von CEO Mathieu Fleury zu hören bekamen. Sara Diaz von der Stadt Genf stellte anschliessend – stellvertretend für alle Bauherr:innen – den Ausbau des Genfer Hauptbahnhofs Cornavin vor. Diese Infrastrukturerweiterung ist in ein umfassendes Entwicklungskonzept für das gesamte zentrale Stadtquartier eingebettet. Alle öffentlichen Räume, das ÖV-Netz sowie die Flächen für Fuss-, Velo- und Individualverkehrs werden umfassend neu geordnet. Die Stadt Genf nimmt dabei neben der Umsetzung eigener Projekte die Koordinationsrolle zwischen allen Teilprojekten wahr. Eingebettet in den langfristigen und strategischen Kontext wurden diese Einblicke in die aktuelle Praxis durch den gemeinsamen Vortrag der Kantonsplanerin des Kantons Genf gemeinsam mit dem Leiter des Amtes für Verkehr und dem Leiter für Agglomerationsprogramme. Sie stellten die Vision und geplante strategische Entwicklung der grenzüberschreitenden Agglomeration Genf bis ins Jahr 2050 vor. Das grenzüberschreitende Raumbild mit klaren Prioritäten ordnet das rasante Wachstum der Region und soll die Ungleichheiten der Räume verträglich steuern.
Der Nachmittag bot den Teilnehmenden den Blick in die gebaute Realität. Die Bahnhöfe «Eaux-Vives», «Chêne-Bourg» und «Annemasse» wurden von lokalen Expert:innen vorgestellt und als Teil der Regional-, Stadt- und Quartiersentwicklung erläutert. Fragen der Teilnehmenden drehten sich um zahlreiche Themen: von der Finanzierung und politischen Abstimmung bis zum architektonischen Detail.
Eine Podiumsdiskussion mit Fragerunde ins Publikum reflektierte die konzeptionell und praktisch vorgestellte Genfer Situation und den beleuchtete die erfolgskritischen Aspekte, damit Verkehrsdrehschreiben als raumplanerische Kategorie und als gebaute urbane Verdichtung und Knotenpunkte einen Beitrag zur klimafreundlichen Verkehrsentwicklung beitragen können. Genf ist hierbei rasch weit gekommen, darin waren sich alle Anwesenden sehr anerkennend einig.
Das Thema «Parkierung» als Steuerungsgrösse für das Verkehrsverhalten an Verkehrsdrehscheiben ist schliesslich prominent diskutiert worden. Und auch hier nimmt Genf eine Vorreiterrolle in der Schweiz ein: Mit der kantonalen Stiftung «Fondation des Parkings» ist der Kanton in der Lage, das Thema Parkierung von Autos und Velos aus einer Hand zu steuern.
Organisator Gunnar Heipp vom IRAP zog beim Abschluss der Veranstaltung eine positive Bilanz und kündigte die nächste Fachtagung an. Diese wird am 16. April 2025 in Zürich stattfinden und widmet sich den Themen Prozesse, Finanzierung und Qualitätssicherung bei der Umsetzung von Verkehrsdrehscheiben.
News
Fachtagung des Netzwerks Verkehrsdrehscheiben - Genf geht mit gutem Beispiel voran
29.10.2024